Reitwein (Märkisch-Oderland)
Die Frankfurter Wichern Diakonie weiht am Freitag ein Wohnprojekt für psychisch kranke Menschen ein. Damit sollen im Oderländischen Reitwein 18 Behandlungsplätze geschaffen werden.
Mit einer Einrichtung für psychisch kranke Menschen eröffnet am Freitag in der kleinen Oderbruch-Gemeinde Reitwein (Märkisch-Oderland) ein laut Betreibern brandenburgweit einmaliges Projekt. Dieses soll vor allem der Behandlung im ländlichen Raum dienen.
Der doppelstöckige Bau in Pastelltönen entstand innerhalb eines Jahres am Fuße des Reitweiner Sporns. An den Außenanlagen wird gegenwärtig noch gearbeitet. Doch im Inneren ist alles rechtzeitig fertig geworden. Betrieben von den Wichern Wohnstätten in Frankfurt (Oder) soll der Neubau Platz für insgesamt 18 Menschen mit psychischen Erkrankungen, wie Depressionen oder Psychosen bieten.
Lange wurde nach einem passenden Grundstück auf dem Land gesucht, sagt Geschäftsführerin Susanne Morgenstern. "Es war der Wunsch, in einen Raum zu gehen, der etwas Reiz-ärmer ist als eine größere Stadt. Und wir haben hier von der Gemeinde die Rückmeldung bekommen, dass wir sehr willkommen sind. Beides zusammen hat uns bewogen, mal ein Projekt auf einem Dorf zu machen." Zudem habe die Frankfurter Diakonie damit die Chance erhalten, sich im Kreis Märkisch-Oderland niederzulassen. Dort sei man bisher nicht präsent gewesen, so Morgenstern weiter.
Reitweins Bürgermeister Detlef Schieberle sieht in der psychiatrischen Einrichtung für seinen Ort nur Vorteile. Nicht nur, dass fünf Reitweiner dort einen neuen Job gefunden haben, gemeinsam mit Wichern sollen auch verschiedene Projekte verwirklicht werden. Doch nicht alle 500 Reitweiner waren von Anfang an für die Wohnstätte im Ort. "Es werden am Ende auch eine handvoll Leute bleiben, die skeptisch sind und sich nicht überzeugen lassen wollten", sagt Schieberle. "Da kann man jetzt nur warten, dass das, was hier vor Ort ist, überzeugt. Aber ansonsten stehen 95 Prozent zu dem, was wir hier haben."
Gefürchtet hatten einige Reitweiner vor allem um ihre Sicherheit, wenn in ihrem Ort psychisch kranke Menschen untergebracht sind. Zumal es in der Einrichtung auch einen geschlossenen Bereich mit insgesamt fünf Plätzen geben wird. Die Leiterin der Einrichtung, Isabel Zahn, versucht zu beschwichtigen und erklärt, dass es für die Reitweiner keinen Grund zur Sorge gebe. Schließlich seien die Bewohner keine Straftäter. "Im geschützten Bereich geht es eher darum, die Menschen in ihrer Krise zu schützen, wenn sie selbstgefährdend sind - also für sich selbst eine Gefahr sein könnten."
In der kommenden Woche sollen bereits die ersten Bewohner einziehen. Wenn die Außenanlagen fertig sind, sollen diese auch die Möglichkeit zum Anbau von Obst und Gemüse und für tiergestütze Therapieangebote bekommen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.06.2022, 14:40 Uhr
Mit Material von Dorett Kirmse
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