Audio: Antenne Brandenburg | 08.07.2022 | Torsten Röglin von den Stadtwerken Frankfurt | Quelle: Stadtwerke Frankfurt (Oder)
Bangen um Energieversorgung
Bislang keine Heiz-Regulierung im Frankfurter Raum geplant, doch Betriebe zittern
In Berlin und Sachsen wird schon über die Drosselung von Wärme für Privathaushalte gesprochen. In Frankfurt ist das auch angesichts möglicher Lieferstopps aus Russland noch kein Thema. Sorgen herrschen jedoch um die Stahlproduktion in Eisenhüttenstadt.
An der Gaspipeline Nord Stream 1 sind ab kommendem Montag Wartungsarbeiten geplant. Skeptiker wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) fürchten, dass diese länger als eigentlich nötig dauern, um so politisch Druck auszuüben.
Nun stellt sich die Frage, wie die Energieversorgung in Deutschland im Ernstfall auch ohne russisches Gas gewährleistet werden kann. Der Bundestag hat dafür am Donnerstag als eine Maßnahme beschlossen alle Kohlekraftwerke bis mindestens 2024 in Reserve laufen zu lassen. Andere Maßnahmen gibt es von Wohnungsgesellschaften. In Berlin sollen nachts teilweise die Heizungen runterreguliert werden, und auch im Sächsischen Dippoldeswalde drohen Vermieten ihren Mietern, das warme Wasser zeitweise abzudrehen.
Zunächst keine Drosselung für Privathaushalte
Die Region in und um Frankfurt (Oder) empfängt die Fernwärme hauptsächlich aus dem Kohlekraftwerk im Süden der Oderstadt. Dort wurde im März dieses Jahres eine neue Gasmotoren-Anlage in Betrieb genommen. In dieser könne auch Öl verfeuert werden.
Ursprünglich sollte das Kohlkraftwerk in Hohenfelde im kommenden Jahr vom Netz gehen. Das Kraftwerk nun weiterlaufen zu lassen wäre grundsätzlich nicht problematisch - angesehen von den Belastungen für das Klima. Dafür bräuchte es laut Betreiber nur neue Kohle und entsprechende Genehmigungen. Wesentlich komplizierter werde es wenn, was das Kohlekraftwerk erst einmal heruntergefahren ist. Dann bräuchte es bis zu zwei Wochen, um den Betrieb wieder aufzunehmen. Mit dem Bundestagsbeschluss vom Donnerstag ist es jetzt aber durchaus möglich, dass das Kohle-Kraftwerk auch über 2023 hinaus weiterlaufen wird.
Torsten Röglin, Geschäftsführer der Stadtwerke Frankfurt (Oder), sagte zur Versorgungslage: "Im Moment ist die Verstromung von Erdgas in der neuen Gastmotoren-Anlage ohne Zweifel möglich. Im Fernwärme-Bereich können wir zumindest für die Menschen in Frankfurt sagen, dass wir die Versorgungs-Sicherheit garantieren können. Die Braunkohle-Anlage Am Hohen Feld bleibt in Betrieb. Außerdem haben wir eine Anlage, die mit Gas und Öl gefahren werden kann."
Auch die Stadtverwaltung und die Wohnungswirtschaft Frankfurt (Oder) verfolgten derzeit keine Pläne, die Heiz-Temperaturen abzusenken, heißt es auf Nachfrage des rbb. Man sei sich der Thematik allerdings bewusst und stehe im ständigen Austausch mit den Stadtwerken.
Stahlwerk in Sorge
Die Versorgung der Privathaushalte stehe also aktuell nicht zur Debatte. Allerdings gibt es in der Ostbrandenburger Region durchaus Energie-intensive Unternehmen. So verbraucht etwa das Stahlwerk von ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) große Mengen an Gas. Laut Unternehmensführung sei die Situation sehr ernst. Sprecher Arne Langner sagte dazu: "Wir haben an unseren Standorten in Deutschland den Gasverbrauch schon auf ein Minimum gesenkt, ohne dort Produktions-Einschränkungen zu haben. Da sehen wir kein weiteres Senkungs-Potential mehr. Jede weitere Reduktion von Erdgas würde zu Produktionsausfällen führen und hätte am Ende auch negative Auswirkungen auf die Beschäftigung."