Schwimmen auf eigenen Gefahr
Bei schönen Wetter gehört der Badespaß bei vielen mit zum Sommer. Doch sicher Schwimmen ist in Ostbrandenburg nur sehr eingeschränkt möglich. Wegen der Kosten gibt es kaum noch offizielle Badestellen. Hinzu kommt der Rettungsschwimmer-Mangel.
Auch wenn die dürftigen Niederschlagsmengen etwas anderen vermuten lassen, ist Brandenburg reich an Seen und Flüssen. Zugänge gibt es also viele, doch nur die wenigsten Badestellen werden auch von Rettungsschwimmern überwacht. Laut offizieller Auflistung des Landes Brandenburg sind von den 113 genannten Badestellen zwischen Neuzelle im Oder-Spree-Kreis und Angermünde in der Uckermark nicht einmal 20 mit einem Bademeister ausgestattet.
Gerade in den Sommerferien kann das zum Problem werden. Denn die Gewässer laden zur Abkühlung oder einfach zum Zeitvertreib ein. So genießen auch die Ferienkinder am Badestrand in Berkenbrück bei Fürstenwalde (Oder-Spree) für eine Weile nicht mehr im muffigen Klassenraum sitzen zu müssen. Dort gibt es ihn, den Bademeister. So hat Bodo Schrobitz ein Auge auf seine Gäste. Besonders die tobenden Kinder erfordern seine Aufmerksamkeit. "Die Eltern unterhalten sich und dann ist die Aufsicht auch mal nicht gewährleistet."
Doch nur wenige Kilometer weiter nördlich am Heinersdorfer See, der ebenfalls bei Badefreunden sehr beliebt ist, gibt es hingegen keinen Rettungsschwimmer. Schilder oder eine Steg-Anlage, die auf eine offizielle Badestelle hinweisen würden, fehlen. Marlen Rost, die Amtsdirektorin des Odervorlandes, verweist dabei auf rechtliche Gründe. "Bei einer Badestelle, die offiziell so ausgewiesen wird, muss auch ein Rettungsschwimmer vorrätig sein. Und aus diesem Grund ist es am Heinersdorfer See offiziell nicht gestattet, zu baden."
Wer es dennoch tut, müsse sich darüber im Klaren sein, dass es keinen Rettungsschwimmer und damit im Schadenfall keine rechtlichen Ansprüche gibt. Dazu kommt, dass es Aufgabe der Gemeinde Heinersdorf wäre, eine solche Stelle zu schaffen und zu finanzieren. "Wenn man den ganzen Sommer - also die Badesaison - nimmt, dann reden wir da über einen vierstelligen Betrag", so Rost. Diese Summe könne sich die Gemeinde allerdings nicht leisten.
Und selbst wenn die Finanzierung einer Badestelle möglich wäre, wäre der Personalmangel das größere Problem. Denn derzeit gebe es kaum qualifizierte Rettungsschwimmer, sagt Dajana Runge vom Kreisverband Oder-Spree der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). "Unser Problem ist, dass wir mindestens einen Rettungsschwimmer brauchen, der über 18 Jahre als ist, um mit uns den Strand abzusichern. Da sind wir tatsächlich einfach zu wenige."
Das bedeutet, dass die Rettungsschwimmer der DLRG am Peetzsee in Grünheide in diesem Sommer nur an den Wochenenden im Einsatz sein können. So bleibt die Mehrzahl der Badestelle in Ostbrandenburg unbewacht. Dajana Runge rät deshalb zu gegenseitiger Rücksichtnahme. "Einfach mal nach rechts und links gucken, was die anderen so machen. Ein offenes Auge haben und bei Bedarf vielleicht auch mal eingreifen."
Wo das hoffentlich nicht notwendig ist, sind unter anderem der Spreepark in Beeskow, die Strandbäder in Storkow und Buckow (Märkisch-Oderland) und das Freibad Templin (Uckermark). Dort soll es laut DLRG Rettungspersonal geben.
Sendung: Antenne Brandenburg, 07.07.2022, 16:10 Uhr
Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch
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