Konkurrenz für Frankfurt (Oder)
Bis vor Kurzem wurde in Thüringen noch gerungen, welche Stadt für das Bundesland ins Rennen um das Zukunftszentrum gehen soll. Jetzt haben sich die Verantwortlichen auf Jena festgelegt. Aus Sachsen-Anhalt will Halle mit Forschung und Kultur glänzen.
Schon Anfang des kommenden Jahres soll die Entscheidung um den Standort für das Zukunftszentrum Deutsche Einheit und Transformation fallen. Mittlerweile kristallisieren sich die Konkurrenten für den Brandenburgischen Vertreter Frankfurt (Oder) heraus. Die Städte Halle in Sachsen-Anhalt und Jena in Thüringen bewerben sich ebenfalls um das vom Bund geplante Projekt.
Die Thüringer Universitätsstadt Jena habe unter anderem mit seiner wissenschaftlichen Vernetzung auch nach Osteuropa sowie mit Forschungsschwerpunkten und -strukturen überzeugt, sagte der Chef der Staatskanzlei, Benjamin Hoff (Linke). Ein weiteres Argument für den Standort sei die Tatsache, dass der Freistaat im Vergleich zu Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg nur in geringem Maß Mittel für den Ausstieg aus der Kohleförderung in Ostdeutschland erhalte. Jenas Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP) führt am Dienstag in Erfurt "die reichhaltigen Transformationserfahrungen der Stadt" mit an. Auch das kulturelle Angebot zeichne die Stadt aus.
Der Oberbürgermeister sagte, er sei auch froh, dass eine zwischenzeitliche Vorfestlegung auf Frankfurt (Oder) wieder aufgehoben und das Verfahren in einen offenen Wettbewerb überführt wurde.
Das Sachsen-Anhaltinische Halle erfülle die meisten Kriterien des Standortwettbewerbs des Bundes, sagte Kulturminister Rainer Robra (CDU) am Dienstag in Magdeburg. Ebenfalls beworben hatten sich Magdeburg, Dessau-Roßlau und Lutherstadt Wittenberg.
Ausschlaggebend seien insbesondere die gut vernetzten wissenschaftlichen Einrichtungen mit thematischen Bezügen zum Inhalt des Zukunftszentrums, das vorhandene Kulturangebot und eine Vielfalt von Kultureinrichtungen gewesen. Auch die Erreichbarkeit der Stadt per Auto, Bahn oder Flugzeug habe eine Rolle gespielt. Die Unterstützung der Landesregierung beinhaltet 50.000 Euro, die Halle laut Robra nach eigenem Ermessen einsetzen kann, um die eigenen Chancen bei der Bewerbung zu erhöhen.
Die Bundesregierung hatte am 1. Juli konkrete Kriterien zur Errichtung des Zukunftszentrums in Ostdeutschland festgelegt. Ziel ist es danach, "gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stiften, den engen Zusammenhang von Deutschlands Einheit und der Demokratie in Europa zu sichern sowie im internationalen Austausch zu thematisieren".
Der Bund will demnach ein Gebäude von bis zu 15.000 Quadratmetern für bis zu 200 Beschäftigte zu errichten. Verbunden sind damit Investitionen von bis zu 200 Millionen Euro. Interessierte Städte der Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen können sich bis zum 30. September 2022 bewerben. Die Bewerbung von Frankfurt (Oder) wird vom Land Brandenburg und von Mecklenburg-Vorpommern und Berlin unterstützt. In Sachsen wollen Leipzig und Plauen eine gemeinsame Bewerbung erarbeiten.
Eine unabhängige Jury aus Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Zivilgesellschaft wird bis Anfang kommenden Jahres eine Empfehlung für einen Standort abgeben. Inbetriebnahme ist für 2028 geplant.
Sendung: Antenne Brandenburg, 20.07.2022, 07:30 Uhr
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