Von 150 auf bis zu 2.000 Landungen pro Jahr
Die Pläne für einen weiteren Standort der Berliner Luftrettungsstaffel in Buch sorgen weiterhin für Streit. Anwohner in Panketal fürchten den Lärm der Hubschrauber und verweisen auf womöglich falsche Unterlagen.
Herbert Hoffman hat sein Haus in Panketal (Panketal) vor 30 Jahren selbst gebaut. Dass seither gelegentlich der Rettungshubschrauber darüber fliegt, ist für ihn trotz der Lärmbelästigung zu ertragen. Sogar im Haus seien die Flieger zu hören. "Selbst mit geschlossenen Fenstern, kann man kein Fernsehen gucken. Erstmal sind Streifen auf dem Bild und es ist dermaßen laut, dass man keinen Ton mehr hört."
Das Haus von Hoffman liegt in Panketal genau an der Grenze zu Berlin. Von dort aus sind es nur wenige Schritte bis zum Landeplatz der Helios-Klinik Berlin-Buch. Doch Buch soll zum dritten, dauerhaften Stützpunkt eines Rettungshubschraubers in Berlin ausgebaut werden.
Die anderen Standorte befinden sich in Marzahn und Steglitz. Angesichts steigender Einsatz-Zahlen werde im Norden der Stadt ein weiterer Standort gebraucht, hieß es bereits im vergangenen Jahr von der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport auf Anfrage des rbb. Der Standort in Buch sei für eine solche Stationierung grundsätzlich geeignet.
Für die Brandenburger Anwohner sei das eine enorme Belastung. Statt aktuell ein paar hundert, würden es dann bis zu 2.000 Starts und Landungen pro Jahr werden. Das empört auch den zuständigen Bürgermeister von Panketal, Maximilian Wonke (SPD). "Die Bürger Panketals sind komplett außer Acht gelassen worden. Und das ist eine Frechheit." Wonke vermutet dahinter politisches Kalkül seiner Nachbarn. "Natürlich sitzen die Entscheider in der Berliner Verwaltung und die Betroffenen sind auf der Brandenburger Seite. Das macht es für Politiker weniger interessant, sich der Sache anzunehmen, weil man ein Berliner Projekt an die Landesgrenze schiebt. Das ist schade und so sollte man nicht miteinander umgehen."
Aktuelle Stellungnahmen aus der Berliner Politik zu bekommen, erwies sich bislang als erstaunlich schwierig. Die Senatsverwaltung für Inneres hat abgewunken. Auch die Betreiber des Klinikums haben keine Auskunft erteilt. Die Senatsverwaltung für Umwelt verwies auf die gemeinsame Obere Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg. Eine Stellungnahme zum Sachverhalt wurde abgelehnt, ebenso wie beim Brandenburgischen Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung.
Die Anwohner fühlen sich im Stich gelassen und wollen gegen die bereits erteilte Genehmigung klagen. Der Vorwurf: die Entfernung sei falsch berechnet worden. Herbert Hoffman verweist auf die von den Behörden eingereichten Unterlagen. Dort werde der Abstand zu seinem Haus mit circa 460 Meter angegeben. In Realität seien es hingegen nur knapp 100 Meter. "Das ist eine Lüge", so der Anwohner. "Das ist eindeutig gelogen."
Und auch für die Gemeinde habe das Konsequenzen, sagt Bürgermeister Wonke. So könnten in der Einflugschneise keine Kitas mehr errichtet werden. Der Wohnungsneubau müsste eingeschränkt werden. Deshalb klagt die Gemeinde ebenfalls gegen die Genehmigung. Maximilian Wonke fordert: "Was auf jeden Fall passieren müsste, ist, dass der direkte, passive Schallschutz bei den Anwohnern installiert und angeboten wird. Wir würden uns wünschen, dass wir dort Schallschutz-Wände oder Ähnliches auch aufbauen könnten."
Sollte der Landesplatz am Ende tatsächlich wie genehmigt kommen, überlegt Herbert Hoffman, ob er sein Haus nicht doch verlassen müsste.
Sendung: Antenne Brandenburg, 05.09.2022, 14:40 Uhr
Mit Material von Helge Oelert
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