Fachkräftemangel und Berufseinstieg
In Oder-Spree gingen Vertreter aus Wirtschaft, Industrie und Berufsvermittlung der Frage nach, wie junge Menschen für eine Ausbildung begeistert werden können. Dafür werden teils außergewöhnliche Möglichkeiten geschaffen.
Firmen leiden unter dem Fachkräftemangel – auch in Ostbrandenburg. In Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) hat auch deswegen am Dienstag eine Fachtagung stattgefunden, um sich dem Problem zu stellen und eine Antwort darauf zu finden, wie junge Menschen für eine Ausbildung begeistert werden können. Eine mögliche Lösung: Mit neuen Ausbildungsberufen neue Anreize schaffen.
Denn es gäbe Berufsbilder, die seien vielfach gar nicht bekannt, berichtet Janine Griescher vom Qualifizierungszentrum der Wirtschaft (QCW). Ein Beispiel: "Das ist der Fachexperte oder die Fachexpertin für Disposition im Güterverkehr", sagte sie. Gemeinsam mit anderen Partnern habe das QCW diesen Ausbildungsberuf entwickelt. Der Grund dafür: Die Unternehmen hätten einen solchen Beruf nachgefragt, berichtet Griescher.
"Der hat sich tatsächlich so speziell ergeben, weil das Unternehmen Arcelor Trans (ArcelorMittal Eisenhüttenstadt Transport GmbH, Anm. d. Red.) auf uns zukam und gesagt hat: Für die Disposition gibt es keine Ausbildung. Das brauchen wir!", sagte Griescher. Es seien in diesem Fall Spezialisten nötig, führte sie aus. Auch, wenn diese dann als Experten mehr verdienen würden.
Und das Stahlwerk sei nicht der einzige Interessent dafür gewesen, berichtete Griescher weiter: "Es war Wahnsinn, wie viele Unternehmen auf uns zugekommen sind." Die Branche sei nicht klein und viele würden sich dafür interessieren. Deswegen sei die Ausbildung diesbezüglich angepasst worden.
So müssen die angehenden Fachexpert:innen eine Facharbeiter-Ausbildungen mit speziellen Zusatzmodulen absolvieren, wie Griescher berichtet. Zertifiziert sei das Ganze von der Industrie- und Handelskammer. Für diese Form der Ausbildung will Janine Griescher unter anderem eine ganz bestimmte Zielgruppe ansprechen, wie sie erklärt: orientierungslose Abiturient:innen.
"Irgendwie sagen alle: Geh erst mal studieren, machst ja nix falsch, bist breit aufgestellt", so Griescher. Doch eigentlich würden viele gar nicht so recht wissen, was sie machen sollen. "Das ist mehr so eine Wahllosigkeit an der Stelle, wo ich sage: Die wollen wir eigentlich abgreifen, die sollen in die Ausbildung gehen", sagte die Qualifizierungsexpertin.
Aber der oder die Fachexpert:in für Disposition im Güterverkehr sei nicht die einzige neue Ausbildungsart. Ein ähnliches Konzept habe das QCW für einen weiteren Beruf entwickelt, der dringend gefragt und bestenfalls nebenher ausgebildet werden soll, berichtete Griescher. Sie ist Fachexpert:in für additive Fertigung – sprich für den 3D-Druck. Auch hier sei die Nachfrage groß. Nicht nur Industrie, sondern beispielsweise auch bei Friseur:innen, die oft einen speziellen Lockenwickler benötigen würden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 18.10.2022, 16:10 Uhr
Mit Material von Fred Pilarski
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