Totensonntag in Oder-Spree
Am Toten- oder auch Ewigkeitssonntag rufen die Kirchen wieder dazu auf, an die Toten zu erinnern. Für Pfarrerin Katharina Simunovic aus Müllrose ist es ein arbeitsreicher Tag - denn sie muss nicht nur in einer Kirche den Gottesdienst abhalten.
Auf Pfarrerin Katharina Simunovic aus Müllrose (Oder-Spree) wartet am Ewigkeitssonntag ein straffes Programm. Sie wird zum Ende des Kirchenjahres in drei Kirchen predigen. Denn dieser Tag ist ein besonderer: Die Protestanten nutzen diesen letzten Sonntag im November, um der Verstorbenen zu gedenken. Aus diesem Anlass sind überall im Land Gottesdienste geplant.
Simunovic wird jeweils in Fünfeichen, Müllrose und Mixdorf vor der Gemeinde stehen. Drei Gottesdienste an einem Tag, das sei schon außergewöhnlich. Aber auch wenn der Terminkalender voll ist, möchte sich die Pfarrerin genug Zeit nehmen, um der Trauer Raum zu geben. "Das ist ein sensibler Tag, wo die Menschen mit viel Gefühl in den Gottesdienst kommen", sagt die Pfarrerin. "Das heißt, den Gottesdienst lieber kürzer gestalten und dafür mehr Zeit für kurze Einzelgespräche vorher und hinterher."
Der Ablauf der drei Gottesdienste ist der gleiche: Unter anderem werden die Namen der Verstorben werden vorgelesen und das Abendmahl gefeiert.
Der Totensonntag ist auch ein Anlass, um die Gräber herzurichten. Auf dem kleinen Mittelfriedhof in Müllrose sind bereits viele Grabsteine umringt von Blumen und Kerzen. Auch Helga Lehmann hat in dieser Woche das Grab ihrer Eltern mit einem Kranz aus Tannenzweigen und -zapfen geschmückt. "Sie sollen es schön haben", meint sie. Für Lehmann ist das Gedenken am letzten Novembersonntag ein wichtiges Ritual. "ich habe dann wieder innere Ruhe. Man denkt nochmal an sie. Irgendwie ist es schön und gefällt mir."
Das Gräber-Dekorieren könnte in den kommenden Jahren aber unbedeutend werden. Der Trend gehe wohl zu pflegeleichten, gemeinsamen Grabstellen oder Bestattungen in Friedwäldern, meint Pfarrerin Katharina Simonovic. "Ich denke schon, dass die meisten an dem Ort dann auch bestattet werden, an dem sie gelebt haben. Das heißt nicht unbedingt, dass noch Angehörige oder Familie da sind, die regelmäßig danach schauen können. Und gleichzeitig ist es wichtig, dass es einen Ort gibt, an dem man sich ganz konkret an die Menschen erinnern kann."
Der Ewigkeitssonntag ist für die 34-jährige Pfarrerin aber nicht nur ein Tag der Trauer. Sie möchte auch Hoffnung schenken, dass mit dem Tod nicht alles endet, auch wenn viele sich nicht vorstellen können, wie ein Leben nach dem Tod aussehen könnte.
Sendung: Antenne Brandenburg, 18.11.2022, 15:10 Uhr
Mit Material von Philipp Gerstner
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