Interview | Stadtförster zur Forstreform
In Brandenburg ist am 1. Januar die neue Forstreform in Kraft getreten. Damit soll der Wald auch fit für die Herausforderungen des Klimawandels gemacht werden. Was das für Waldbesitzer bedeutet, erklärt Thomas Weber vom Waldbesitzer-Verband.
rbb|24: Herr Weber, es hat lange gedauert. Nach fast 20 Jahren ist eine neue Forstreform in Brandenburg in Kraft getreten. Wie beurteilen Sie das Ergebnis als Chef des Waldbesitzer-Verbandes Brandenburg und als Stadtförster in Fürstenwalde?
Thomas Weber: Also es ist erst einmal grundsätzlich positiv, dass die Forstreform, die über Jahrzehnte immer wieder mal versucht wurde, jetzt wirklich Gestalt angenommen hat und in die Realität Einzug hält. Es ist auch positiv, dass aus 1.023 Stellen, die irgendwann mal so zu Papier gebracht wurden, jetzt 1.300 Stellen (,die im Landesforst Brandenburg besetzt werden können, Anm. d. Red.) wieder geworden sind.
Wir als Waldbesitzerverband Brandenburg haben uns da auch stark eingebracht. Jetzt sollen 14 hoheitlich zuständige Oberförstereien eingerichtet werden - der ursprüngliche Plan war, dass es nur sechs Forstämter gibt. Da waren wir aber der Meinung, dass ist deutlich zu wenig. Wir haben immerhin von den 1,1 Millionen Hektar Wald im Land Brandenburg 650.000 Hektar Privatwald und davon 260.000 Hektar Kleinprivatwald, der natürlich intensiv auf Rat und Anleitung angewiesen ist.
Das hört sich nach vielen Besitzern an. Können denn alle ihren Wald richtig pflegen und zukunftsorientiert entwickeln?
Leider sind natürlich die Nachfolgegenerationen nicht mit Waldbewirtschaftung aufgewachsen, so dass der Opa mit dem Enkel in den Wald geht, Waldpflege macht, Bäume pflanzt, sich für die Jagd interessiert. Das jetzt wieder mit Leben zu erfüllen, wird sicherlich auch eine Herausforderung sein. Ein Instrument, auf das wir großen Wert legen, sind die Forstbetriebsgemeinschaften, wo viele Eigentümer sich dann zu einer gemeinsamen Bewirtschaftung zusammentun und damit natürlich vieles aufgefangen werden kann.
In einem Gutachten zur Forstreform standen Aussagen, dass beispielsweise jeder Waldeigentümer einmal in zehn Jahren Anspruch auf Rat und Anleitung hat. Und da haben wir gesagt: Das ist natürlich viel zu wenig. Gerade vor den Herausforderungen der Klimaveränderung brauchen gerade kleinere Waldbesitzer intensiv Rat und Anleitung, um ihren Wald fit für die Zukunft zu machen.
Dennoch dürfte es eine Herausforderung werden, da überall Fachkräftemangel herrscht. Wie sieht es im Bereich Forst aus? Gibt es genügend Fachkräfte, um die nun festgelegten 1.300 Stellen in Brandenburg zu besetzen?
Wenn man sich vor Augen hält, dass jedes Jahr 30 Anwärter und fünf Referendare im Land Brandenburg ausgebildet werden - also wo wirklich auch neues Know-How von den Universitäten und Fachhochschulen kommt - dann ist das schon eine Hoffnung, dass wir da ein Stückchen weiterkommen.
Ich glaube, dass wir für den Waldumbau - wenn wir ihn ernst nehmen und ihn in relativ kurzer Zeit auch umsetzen wollen - einen Marschall-Plan brauchen. Und ich hoffe, dass diese personelle Ausstattung, die jetzt dann auch festgelegt ist und auch Ruhe in die Struktur bringt, dazu durchaus geeignet ist, diese Probleme dann auch anzugehen.
Herr Weber, vielen Dank für das Gespräch.
Sendung: Antenne Brandenburg, 05.01.2023, 15:10 Uhr
Das Interview führte Bärbel Lampe für Antenne Brandenburg.
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