Antenne Stammtisch
Das Loslösen von russischen Öl-Importen ist geglückt. Die Produktion laufe, die Pläne zur Ersatzbelieferungen seien aufgegangen, heißt es vom PCK. Nun sollen die weiteren Schritte angegangen werden - auch hin zur Transformationen. Von Martin Krauß
Das Interesse an der Zukunft der PCK-Raffinerie und - damit verbunden - dem Wirtschaftsstandort Schwedt (Uckermark) ist weiterhin groß: Rund 300 Bürgerinnen und Bürger waren am Montagabend der Einladung des rbb-Studios Frankfurt (Oder) gefolgt und kamen zum Antenne-Stammtisch in die Uckermärkischen Bühnen Schwedt. Sie wollten aus erster Hand erfahren, wie es nach Inkrafttreten des Importstopps auf russisches Rohöl in der Raffinerie läuft und wie es in den kommenden Wochen und Monaten weitergeht. Und sie sollten nicht enttäuscht werden.
Das Glas sei halb voll, konnte PCK-Geschäftsführer Ralf Schairer gleich zu Beginn des Abends vermelden. Nach drei Wochen ohne russisches Öl laufe der Betrieb weiter. "Und ich kann sagen: es funktioniert", so der PCK-Geschäftsführer im vollbesetzten Saal. Das Unternehmen setze den Plan zur Belieferung über den Hochseehafen Rostock um, der in den Monaten vor Inkrafttreten des Importstopps entwickelt wurde.
Noch vor Jahresende war die Verunsicherung bei der Belegschaft als auch bei den Schwedtern groß. Kurzarbeit, Produktionsausfälle und sogar Versorgungsausfälle wurden befürchtet. Nichts davon sei eingetreten, so Schairer weiter. Er habe sich im Vorfeld immer wieder sagen lassen müssen, dass die Ersatzversorgung aus Rostock nicht funktioniere, dass die versprochenen Schiffe mit Öl nicht kommen oder die Pipeline von der Hansestadt bis zum PCK kaputt gehen werde. Nichts davon sei eingetreten: "Wir halten unser Versprechen – auf jeden Fall. Wir versorgen die Region mit Mobilität und Wärme und das werden wir auch in Zukunft tun."
Derzeit beträgt der Produktionsumfang laut Schairer etwas mehr als 50 Prozent. Das soll sich aber in den kommenden Wochen und Monaten ändern, versprach Staatssekretär Michael Kellner: "Ende Januar wird ein Schiff in Danzig kommen, welches zusätzliche Rohöl-Mengen für Schwedt zur Verfügung stellt", so der Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums. Rund 100.000 Tonnen zusätzliches Rohöl sollen dadurch für die Produktion im PCK zur Verfügung stehen.
Zudem gehe es auch beim Thema Versorgung durch kasachisches Öl weiter. Dafür sei am Montag eine PCK-interne Ausschreibung zu Ende gegangen, berichtete Kellner. Nun müssten die PCK-Gesellschafter – allen voran der Mehrheitseigener Rosneft Deutschland, der unter der Treuhandschaft des Bundes steht – die Verträge abschließen. Doch zu welchem Zeitpunkt könne man von einem Produktionsumfang von beispielsweise 70 Prozent beim PCK ausgehen, wollte ein Teilnehmer aus dem Publikum wissen.
Um das zu erreichen, bedarf es laut Wirtschaftsminister Jörg Steinbach rund 200.000 Tonnen Rohöl pro Monat. Sollte sich die angestoßene Entwicklung so weiter fortsetzen, gehe er davon aus, dass dieses Ziel bereits nach Ostern erreicht werden könne: "Dann glaube ich, sind wir in einer deutlich gesicherteren Situation als heute", so der Wirtschaftsminister.
Darüber hinaus soll weiterhin an der Transformation gearbeitet werden, betonte Kellner. Ziel sei, ab 2025 auf dem PCK-Gelände grünen Wasserstoff herzustellen. "Und dafür müssen die entsprechenden Elektrolyseure (Produktionstechnik zum Herauslösen von Wasserstoff aus Wassermolekülen, Anm. d. Red.) gebaut werden, dazu müssen die Baugruben ausgehoben werden, dazu müssen die Bagger kommen. Und all das möchte ich in den nächsten Monaten sehen", so Kellner.
Einigen Anwesenden schienen diese Aussagen jedoch zu vage. Warum gebe es keine konkreten Zusagen zum weiteren Vorgehen? Warum kein konkretes Datum, ab wann die Versorgung der PCK dauerhaft gewährleistet sein wird? Vor allem die Pläne zu einer zusätzlichen Versorgung aus Danzig und Kasachstan schienen einige Anwesende nicht gänzlich zu überzeugen. Skepsis war auch beim Thema der Transformation zu erkennen.
Kritik sei grundsätzlich nichts Falsches, sie sollte ernst genommen und nicht einfach abgetan werden, antwortete Steinbach. Jedoch störe ihn, dass die Kritik auf die im Augenblick in der Diskussion befindlichen Pläne abziele. "Das glaube ich, ist nicht in Ordnung, weil da steckt viel Gehirnschmalz drin", sagte Steinbach.
Die PCK habe selbst beschlossen, mit der Produktion von Wasserstoff ihre Anlage zukunftsfähig aufzustellen, erinnerte Kellner. Die Verarbeitung von Rohöl werde in Zukunft abnehmen, neue Energieträger würden dementsprechend benötigt werden. Auch wenn es diesbezüglich Skepsis gebe, sei dieser Weg unausweichlich.
Hinsichtlich konkreter Aussagen hänge vieles von PCK-internen Entscheidungen ab, die das Unternehmen eigenständig treffen müsse. Land und Bund werden diesen Prozess jedoch weiter unterstützen, bekräftigten Steinbach und Kellner.
Den weiterhin bestehenden Zweifel diesbezüglich konnte aber Schwedts Bürgermeisterin Annekatrin Hoppe (SPD) nachvollziehen: "Es ist wichtig, dass wir schnell vorankommen, dass wir schnelle Genehmigungsverfahren haben, dass wir sichtbar machen können – sowohl in der Stadt als auch in der Raffinerie – da bewegt sich was."
Dennoch nähmen Annekatrin Hoppe, Michael Kellner, Jörg Steinbach und Geschäftsführer Ralf Schairer wahr, dass sich die Stimmung innerhalb der PCK-Belegschaft als auch in der Stadt verbessert habe. Auf den ersten Erfolgen nach der Loslösung von Rohöl aus Russland wollen alle Beteiligten in den kommenden Wochen aufbauen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 17.01.2023, 14:10 Uhr
Beitrag von Martin Krauß
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