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Audio: Antenne Brandenburg | 27.02.2023 | Elke Bader | Quelle: IMAGO/Christian Mang

Flucht und Vertreibung

Seit 24 Jahren bietet das Kirchenasyl in Frankfurt (Oder) Schutz vor Gewalt

26.000 Geflüchtete wird Brandenburg in diesem Jahr aufnehmen. Das geht auch Schätzungen der Landesregierung hervor. Doch vielerorts schlagen die Kommunen Alarm, weil es zu wenig Unterkünfte gibt. Innenminister Michael Stübgen (CDU) spricht bereits von "Migrationskollaps", und Parteikollegin Barbara Richstein fordert eine schnelle Rückführung abgelehnter Asylbewerber.

Doch dadurch bestehe auch das Risiko, dass Menschen zu schnell und zu Unrecht in Länder zurückgeführt würden, in denen ebenfalls Gefahren drohten, wie es vom Netzwerk "Asyl in der Kirche" heißt.

Gefahren der Abschiebung

Denn das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) übersehe dabei oft, dass auch eine Rückführung gefährlich sein könne, sagt Dietlind Jochims vom Netzwerk für Asyl in der Kirche: "Das BAMF übersieht, dass Menschen zum Beispiel dort mehrfach auch von Staatsbediensteten körperliche Übergriffe, Gewalt, Erniedrigung oder Vergewaltigungen erlebt haben", sagt sie im Gespräch mit dem rbb.

Anwohner berichten von Problemen

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In Neuhardenberg berichten Anwohner von Problemen mit dort untergebrachten Flüchtlingen, die Polizei spricht von einem gemischten Bild. Nicht nur Migranten fallen in der Kriminalitätsstatistik auf.

Bundesweit rund 320 Asylsuchende sind derzeit im Kirchenasyl gemeldet. Es sind Menschen, die nach dem Dubliner Abkommen zurück in die Länder müssten, in die sie zuerst eingereist waren.

Auch Pfarrerin Katharina Falkenhagen aus Frankfurt (Oder) warnt vor Gefahren. Sie öffnet seit mittlerweile 24 Jahren ihre Kirchentüren für Asylsuchende. Dabei würden der Gemeindekirchenrat, Anwälte und die Pfarrerin über den jeweiligen Einzelfall entscheiden. "Wir lassen uns ganz genau den Fall beschreiben, haben genaue Dossiers darüber, wie die Perspektiven sind und was die Schwierigkeit an der ganzen Situation ist", sagt Falkenhagen.

Chance, gehört zu werden

Im Schutz der Kirche werden so die Schicksale der Geflüchteten aus Tschetschenien, Kamerun, Syrien oder Afghanistan noch einmal gemeinsam mit den Behörden betrachtet, wie die Pfarrerin berichtet. "Wir wollen Möglichkeiten schaffen, damit ein Mensch noch mal die Chance hat, gehört zu werden und darauf hinzuweisen, welche Situation eigentlich in dem Land herrscht, in das derjenige zurückgeführt werden soll", so Falkenhagen weiter.

Gemeinsam mit dem Netzwerk Asyl, das seit mittlerweile 40 Jahren besteht, erreiche sie oft, dass die Asylsuchenden in Deutschland bleiben dürfen, erklärt sie und fügt an: "Deshalb denke ich, hat das Kirchenasyl auch weiterhin eine Bedeutung und ist auch wichtig, um tatsächlich auf die Situation von Geflüchteten aufmerksam zu machen."

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.02.2023, 16:10 Uhr

Mit Material von Elke Bader

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