Uckermärkisches Unternehmen
Eine CDU/CSU-Delegation war am Montag zu Besuch bei Windstromproduzent Enertrag in der Uckermark. Neben einer Besichtigung des Hybridkraftwerks in Prenzlau standen zwei Projekte mit Standort in Afrika im Fokus.
Der Windstromproduzent Enertrag aus der Uckermark ist nach eigenen Angaben an dem weltweit größten Grünem Wasserstoff Projekt beteiligt - nur 25 Jahre nach seiner Gründung. Unter anderem eine neue Anlage in Namibia soll mit Wind- und Sonnenstrom 300.000 Tonnen Grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren.
"Wir wollten uns die ostdeutsche Erfolgsgeschichte anschauen. Enertrag wird seinen geschäftlichen Erfolg in die ganze weite Welt heraustragen", sagte Sepp Müller (CDU/CSU) dem rbb. Die Delegation wolle sich das Projekt anschauen, "wie es klein angefangen hat in der Uckermark und wie es jetzt groß wird in Namibia", so der Bundestagsabgeordnete weiter.
Bei dem Projekt handelt es sich um das internationale Konsortium "Hyphen“ mit Enertrag als Anteilseigener. Um grünen Wasserstoff mobiler zu machen, wird der produzierte Stoff nicht in flüssiger Form nach Deutschland geliefert, erklärte Enertrag Leiter des Bereiches "Neue Energielösungen“ Tobias Bischof-Niemz.
Zunächst wird der Wasserstoff mithilfe von Stickstoff zu 1,7 Millionen Tonnen Ammoniak synthetisiert und anschließend per Schiff nach Deutschland transportiert. Laut Angaben des Unternehmens dient Ammoniak als universeller Energieträger und bietet den Vorteil, das auf weniger Raum, größere Energiemengen transportiert werden können.
Ammoniak ist ein chemischer Grundstoff, der viel in der Düngemittelindustrie eingesetzt wird, so Bischof-Niemz. "Es ist eins der meist hergestellten Chemikalien auch in Deutschland und steht für über zehn Prozent des deutschen industriellen Erdgasverbrauchs“, sagte der Leiter. Deshalb soll der Grundstoff in Zukunft ausschließlich von Sonne und Wind hergestellt werden.
Laut Angaben des Unternehmens sollen während der Bauzeit der Anlage in Namibia rund 15.000 Arbeitsplätze geschaffen und auf Dauer 3.000 Menschen eingestellt werden - von denen 90 Prozent aus dem afrikanischen Staat stammen.
Sepp Müller sei als Ostdeutscher stolz, dass somit demnächst die 900-Beschäftigte-Marke übertroffen werde und nehme mit "das in Namibia das Projekt sehr gut läuft“.
Durch die Wasserstoffgewinnung aus erneuerbaren Energien sollen pro Jahr rund sechs Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
Den Angaben zufolge soll in Südafrika eine weitere Anlage zur Herstellung von grünem Flugkraftstoff entwickelt werden. Dabei werden Fisch-Tropsch-Reaktoren weitergenutzt, die ursprünglich für die Produktion von Flüssigkeitskraftstoffen auf Basis von Kohle, konzipiert wurden. Den Angaben zufolge sollen so mehr als 500.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.
Rund zehn Milliarden Euro wurden bereits in die neuen Projekte investiert. "Neue Energielösungen" Leiter Bischof-Niemz sagte, "wenn sie das gesamte PCK transformieren und komplett grün machen, dann würden sie deutlich mehr als zehn Milliarden brauchen".
Um in den nächsten zehn Jahren den ersten Schritt der Transformation der PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) zu machen, bräuchte man alleine schon rund 15 Milliarden Euro. Davon ginge etwas zwei Drittel in den Aufbau der erneuerbaren Erzeugungsanlagen und ein Drittel in den Aufbau der Elektrolzse und chemischer Anlagen, so Bischof-Niemz weiter. "Das ist in Namibia auch nicht anders als hier, das sind einfach die Kostenverhätnisse", betonte der Leiter.
Sendung: Antenne Brandenburg, 13.03.23, 15:40 Uhr
Mit Material von Riccardo Wittig
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