Beeskow (Oder-Spree)
Pläne der Politik für mehr Klimaschutz machen vielen Hausbesitzern Sorgen. Ganz entspannt ist dagegen ein Eigentümer aus Beeskow. Er hat einen energieeffizienten Bungalow mit Wärmeversorgung und Hanf-Dämmung gebaut.
Deutschland hat sein Klimaziel für das Jahr 2022 geschafft und weniger Treibhausgase ausgestoßen als im Jahr zuvor. Der Ausstoß ging im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent auf 746 Millionen Tonnen zurück, wie das Umweltbundesamt am Mittwoch erklärte [tagesschau.de]. Allerdings müsse vor allem im Verkehr und bei Gebäuden dringend nachgebessert werden. Dort wurden die Ziele verfehlt. Wie nachhaltiges und energieeffizientes Bauen aussehen kann, zeigt ein Beispiel in Beeskow (Oder-Spree).
Dort gibt Ron Radam stolz eine Führung durch sein Energiespar-Haus: ein Bungalow mit Holzverschalung, rot gerahmten Fenster und Türen. Der Geschäftsführer einer ökologischen Bauberatung deutet auf den Dielenboden mit Trittschalldämmung aus Hanf. "Das sind zehn Zentimeter und darauf ist direkt der Dielenboden", sagt Radam. "Ich habe also keine Folien, keine Ausgleichmasse, kein Gar-Nichts. Alles Blödsinn, fällt alles weg."
Der Boden sei nur ein Teil des Konzepts, möglichst nachhaltig und energieeffizient zu bauen. Auch die Wände sind mit Hanf gedämmt. Für Ron Radam sei das der ideale Baustoff. "Man hat zwei Ernteperioden im Jahr, braucht keine Fungi- oder Pestizide. Das ist die sauberste, ökologische Dämmung überhaupt, mit sehr guten Werten."
Die Wände des Bungalows sind hingegen mit Lehm verkleidet. Der schluckt Schall, nimmt Gerüche und Feuchtigkeit auf und lasse sich sogar wiederverwenden. Unter dem Lehm versteckt, befindet sich dann die Wandheizung. Diese werde durch eine Solaranlage auf dem Dach und einen Holzvergaser gewärmt. Der Vergaser ist in einem kleinen Anbau untergebracht. Dort werden die Holzscheite nachgelegt.
Der Vorteil allgemein bei Neubauten, wie dem Haus ist Beeskow, ist, dass dort moderne Wärmeanlagen gleich mitverbaut werden können. Viele Besitzer von älteren Häusern und Altbauten müssen nach den Vorgaben der Politik hingegen ihre alten Heizungen wohl modernisieren. Erst in der vergangenen Woche bekräftigte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), dass ab 2024 keine Öl- und Gasheizungen mehr verbaut werden dürfen. Doch nicht für jeden kommen Heizsysteme mit Wärmepumpe in Frage, sagt Steven Uckermann, Heiz- und Lüftungsbaumeister aus Frankfurt (Oder). "Die passen bei 90 Prozent der bestehenden Häuser oft gar nicht zum Gebäude."
Hinzu kommt, dass das EU-Parlament am Mittwoch für strengere Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden gestimmt hat. Demnach sollen bis 2033 alle Gebäude zumindest eine mittlere Effizienzklasse beim Energieverbrauch erreichen. Außerdem ist vorgesehen, dass Neubauten ab 2028 beim CO2-Ausstoß als Null-Emissionsgebäude errichtet werden [tagesschau.de].
Schon vor der EU-Abstimmung erreichten Heizungsbauer Steven Uckermann viele verunsicherte Anrufe von Eigentümern. Er zeigt Verständnis für die Sorgen seiner Kunden und sieht bereits bestehende Vorgaben etwa zur Dämmung von Häusern als überzogen an.
Ron Radam muss sich mit seinem energieeffizienten Haus wahrscheinlich keine Sorgen machen. Der Bungalow in Beeskow übertreffe heute sogar den Effizienzhaus 40 Baustandard. Das bedeutet unter anderem, der Energieverbrauch ist um 60 Prozent geringer als bei vergleichbaren Gebäuden. Ganz billig sei die Immobilie aber nicht gewesen. So schlugen die Baukosten mit etwa 120.000 Euro zu Buche. Außer Sanitär, Elektrik und Bodenplatten habe Radam alles in Eigenleistung gebaut. "Das Haus ist so konzipiert, dass jeder es selber bauen könnte", sagt der Eigentümer und sieht das Haus als Altersvorsorge. Bis er mit seiner Frau einzieht, dient es aber noch als Ferienhaus.
Sendung: Antenne Brandenburg, 15.03.2023, 16:40 Uhr
Mit Material von Tobias Hausdorf und Tony Schönberg
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