Ausstellung zur Oderkatastrophe in Frankfurt (Oder)
Tony Sterzer ist Friedhofsgärtner und Künstler. Sechs Jahre arbeitet er als Totengräber in Berlin, inzwischen ist er zurück in seiner Heimat Frankfurt (Oder). Dort wird gerade seine Ausstellung "Die Naturkatastrophe in der Oder" gezeigt. Von Robert Schwaß
Neue Erde aufschütten, Gräber bepflanzen, gießen und pflegen: Die Arbeit auf dem Frankfurter Hauptfriedhof ist für Tony Sterzer abwechslungsreich: "Es ist anstrengend, weil man bei Wind und Wetter draußen ist, andererseits ist es gerade schön, weil man der Natur auf dem Friedhof ausgesetzt ist."
Sterzer ist ruhig, bescheiden und lächelt, wenn er von seinem Job berichtet. Er genieße die Ruhe auf dem Friedhof während des Gärtnerns. "Die Trauer der Leute, die Demut dem Tod gegenüber - das macht schon nachdenklich, ist aber auch gleichzeitig Inspiration", berichtet der 35-Jährige.
Nach seiner Ausbildung zum Friedhofsgärtner in Frankfurt (Oder) arbeitet er sechs Jahre als Totengräber auf dem größten jüdischen Friedhof Europas in Berlin-Weißensee. Im Februar vergangenen Jahres zieht er zurück in seine Heimat Frankfurt (Oder).
Die Begegnungen und Erfahrungen, die er über die Jahre gesammelt hat, verarbeitet er in seiner Kunst. Er schreibt Gedichte und malt Bilder: "Ich habe ja mit 19 die Ausbildung angefangen, also schon recht früh mich mit existenziellen Fragen beschäftigt. Und wenn man etwas mit Leidenschaft macht, dann beschäftigt einen das nicht nur auf Arbeit, dann trennt man nicht mehr zwischen Arbeit und Privatleben".
Seit ein paar Jahren wird seine Kunst auch ausgestellt, unter anderem in Berlin und Magdeburg. Im Oktober 2022 werden unter anderem Malereien, Collagen, Frottagen und Fotografien in der Kulturmanufaktur Gerstenberg in Frankfurt (Oder) gezeigt, inspiriert von seiner Arbeit als Totengräber.
Mit Leben und Tod beschäftigt sich gewissermaßen auch seine neue Ausstellung. In seinen Acrylbildern verarbeitet er das Fischsterben in der Oder im vergangenen Sommer. "Das ging mir schon sehr nah, dass so ein Ökosystem in wenigen Wochen kippen kann. Das muss so ein Fluss auch erstmal verkraften", erzählt der Maler.
Tony Sterzer hofft, dass seine Bilder anregen, Ideen auszutauschen, wie man die Oder besser schützen kann. Zu sehen ist die Ausstellung "Die Naturkatastrophe in der Oder" noch bis Samstag im Frankfurter Kunstladen Kukuryku.
Sendung: Antenne Brandenburg, 22.05.2023, 15:40 Uhr
Beitrag von Robert Schwaß
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