Beisetzung von Kriegssoldaten in Lebus
In Lebus wurden am Freitag Kriegssoldaten der Roten Armee beigesetzt. Rund 80 Menschen gedachten der Rotarmisten, die bei Kämpfen im Oderbruch und Berlin ums Leben kamen. Die Umbettung übernehmen Ehrenamtliche der Kriegsgräberfürsorge.
Im Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten wurden am Freitag in Lebus (Märkisch-Oderland) beigesetzt. Das teilte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsoge mit.
Dabei handelt es sich um 61 Soldaten der Roten Armee, die in den Kämpfen im Oderbruch und in der Schlacht um Berlin ums Leben gekommen seien. Die Einbettungsfeier wurde vom Landespolizeiorchester Brandenburg musikalisch begleitet.
Es herrscht eine eigentümliche Atmosphäre bei der Beisetzungsfeier, an der rund 80 Menschen teilnehmen. Das berichten Reporter des rbb von vor Ort. Vor den Gästen stehen an und in einer großen Grube 61 schwarze kleine Särge - jeweils geschmückt mit einer roten Nelke. Jewgenij Mursin, Erzpriester der russisch-orthodoxen Kirche, schwenkt Weihrauch über dem Grab.
Die gefundenen Gebeine stammen aus der Region Baruth (Teltow-Fläming), vor allem aber aus dem Oderbruch. Die genaue Nationalität sei bei den wenigsten feststellbar, sagt Oliver Breithaupt vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge: "90 Prozent der sowjetischen Soldaten lagen hier als Unbekannte." Ob sie Russen, Georgier oder Ukrainer sind - für den Umbetter Joachim Kozlowski macht das keinen Unterschied. "Die haben alle ein würdevolles Grab verdient, denn sie haben alle mit dem wichtigsten bezahlt: mit ihrem Leben", so Kozlowski weiter. Rund 200 Kriegsgefallene holt der Umbetter jedes Jahr aus dem Brandenburger Boden.
Der Krieg in der Ukraine wird weder von Vertretern der Russischen Botschaft noch von Vertretern der Kriegsgräberfürsorge thematisiert. Dennoch überschattet er auch diese Umbettung. Weniger Menschen als noch vor einigen Jahren sind dabei. Dabei müsse das Gedenken an die Weltkriegs-Toten aller Nationen heute, auch oder gerade wegen des aktuellen Kriegs, weitergehen, findet Michael Böttcher. Der Bürgermeister der Gemeinde Letschin hat ein Blumengebinde mitgebracht. "Wir haben nicht das Recht, die Erinnerungskultur sterben zu lassen. Das bedeutet auch, die Denkmale zu erhalten, die hier auf unserem Gebiet vorhanden sind", betont der Bürgermeister.
Die Arbeit von Umbetter Kozlowski und der Deutschen Kriegsgräberfürsorge wird weitergehen. Noch liegen die Überreste von mutmaßlich tausenden Soldaten in der Erde des Oderbruchs. Darunter Menschen aus Russland, Deutschland und der Ukraine.
In Lebus wurden die ersten Kriegstoten der Roten Armee im Jahr 1994 beigesetzt. Inzwischen fanden dort 4.000 Soldaten ihre letzte Ruhe. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat mehrere tausend ehrenamtliche und fast 600 hauptamtlichen Mitarbeiter. Er kümmert sich um über 800 Kriegsgräberstätten in Europa und Nordafrika.
Sendung: Antenne Brandenburg, 12.05.2023, 16:40 Uhr
Mit Material von Michael Nowak
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