Bau von 2.000 neuen Wohnungen auf Gelände des Heeresbekleidungsamtes hat begonnen
Jahrzehnte lang wurde um die Zukunft des Heeresbekleidungsamts in Bernau gerungen. Jetzt scheint diese geklärt. Mittlerweile haben die Bauarbeiten begonnen. Entstehen soll ein ganzer Stadtteil. Für Diskussionen sorgen aber Mängel an einem Nebenprojekt.
Die Bernau im Kreis Barnim wächst. Allein in den vergangenen 20 Jahren hat sich die Einwohnerzahl auf mehr als 42.000 nahezu verdoppelt. Auf dem Gelände des ehemaligen Heeresbekleidungsamts an der Schwanebecker Chaussee entstehen nun Wohnungen für etwa 4.000 Menschen und damit quasi ein neuer Stadtteil. Vor Kurzem haben dafür die Bauarbeiten begonnen. Maja Göttlich wohnt direkt neben dem Heeresbekleidungsamt und erlebt seitdem nahezu täglich den Lärm der Maschinen und Handwerker. "Manchmal hat man nachts die Flutbeleuchtung, wo man schauen muss, dass man sich bessere Gardinen anhängt. Aber ich gucke, dass es geht."
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Lange Suche nach Investor
Das Heeresbekleidungsamt wurde ab 1939 errichtet und dort Uniformen der Wehrmacht hergestellt. Zuletzt nutzte bis 1991 die Sowjetischen Armee das Areal. Seit dem Abzug stand es leer, wurde händeringend nach einem neuen Investor gesucht und im vergangenen Jahr mit der Nordland GmbH gefunden. Das niedersächsische Unternehmen ist spezialisiert auf die Sanierung und Umgestaltung von Kasernengeländen.
Ein neuer Stadtteil entsteht - mit vielen Mietwohnungen
Jetzt sollen dort auf 40 Hektar neben Wohnungen auch Schulen, Kitas, Arzthäuser und Gewerbe entstehen - die sogenannte Gartenstadt. Dazu gebe es Diskussionen in Bernau, sagt Bürgermeister André Stahl (Linke). "Dort eine sinnvolle Nachnutzung auch unter Berücksichtigung der Denkmalschutz-Aspekte für die noch vorhandenen Gebäude zu suchen, war eine schwierige Aufgabe." Für die Stadt und das Gelände sei es aber eine durchaus sinnvolle Entscheidung gewesen, so Stahl weiter.
Neue Wohnungen gegenüber historischen Gebäuden | Quelle: Tobias Hausdorf/rbb
Die Zahl der geplanten Wohnungen wurde reduziert. Insgesamt 2.000 sind mit dem Investor Nordland vereinbart. "Aufgrund der momentanen Situation am Immobilienmarkt wird voraussichtlich der allergrößte Teil zu Mietwohnen", sagt Geschäftsführer Gerald Breschke. Er geht trotz gestiegener Baukosten von einer Gesamtinvestitions-Summe von 850 Millionen Euro aus. Andere Kosten seien hingegen gesunken.
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Sorge wegen Mängeln am Nebenprojekt
Die Fertigstellung ist für das Jahr 2033 geplant. Doch auch danach könnte mit weiteren Kosten zu rechnen sein. Beim fertigen Projekt „Pankebogen“ – dem Gelände des ehemaligen Nebenlagers des Heeresbekleidungsamtes am Schönfelder Weg – gibt es Regressansprüche. Dort sind bereits rund 700 Wohnungen unter Federführung der Nordland entstanden. Allerdings wurden zahlreiche Mängel festgestellt – zehntausende seien aber bereits behoben, so Breschke. 300 bis 400 Mängel stehen noch aus. "Wenn Sie solch eine Wohnung abnehmen und da findet der Abnehmende bei einem Bauwerk zehn Mängel, dann ist das nichts." Die Regressansprüche beim Pankebogen würden die Entwicklung der Gartenstadt aber finanziell nicht beeinflussen, so der Geschäftsführer weiter. Dies seien getrennte Projekte.
Mit dem Baulärm wird Maja Göttlich aber auf absehbare Zeit weiterhin leben müssen. Ein altes Gebäude und drei neue Neubauten sind immerhin fast fertiggestellt. Damit wächst Bernau Stück für Stück weiter.