rbb24
  1. rbb|24
Audio: Antenne Brandenburg | 05.07.2023 | Tourismus-Geschäftsführerin Ellen Rußig | Quelle: dpa

Belastende Situation

Touristiker melden gesunkene Besucherzahlen aufgrund der salzigen Oder

Malerisch windet sich die Oder an der Landesgrenze zu Polen entlang. Aktuell deutet von außen betrachtet nur wenig auf die Salzlasten im Wasser und die giftige Goldalge hin. Doch Touristiker bemerken spürbare Buchungsrückgänge.

Nach dem Fund einer halben Tonne toter Fische im polnischen Oberlauf der Oder Mitte Juni und den weiterhin hohen Salzeinleitungen in den Fluss machen sich Ostbrandenburger Touristiker große Sorgen um den Saisonverlauf. "Wir haben in unserem Büro aktuell viele telefonische Nachfragen. Und wir merken es auch im Buchungsverhalten am Oder-Neiße-Radweg", sagte Ellen Rußig vom Tourismusverband Seenland Oder-Spree dem rbb. "Es zeigt sich in den niedrigeren Buchungszahlen schon eine gewisse Skepsis."

Dies betreffe vor allem den Bereich der Angler und Kanufahrer, die direkt mit dem Wasser zu tun hätten. Aus diese Richtung kämen schon sehr starke Nachfragen, "wie denn die Aussicht, die Tendenz sei, wo wir aber keine Aussagen treffen können", klagte Rußig.

Verbindung zur Oder

Tote Fische und giftige Goldalge in polnischem Kanal entdeckt

Kampagne gestartet

Selbst setze der Verband auf volle Transparenz und kommuniziere auf der eigenen Webseite stets die neusten Informationen, was es über die Oder vorliegt. "Wir verweisen auch auf die Landkreise und die Stadt Frankfurt (Oder). Hier gibt es eine gute Zusammenarbeit, denn die haben die Untersuchungsergebnisse der Oder", so die Verbandsgeschäftsführerin. Man sei auch immer in Absprache mit dem Landesfischereiverband, "weil der hier sehr stark involviert ist und auch stets Ergebnisse hat". Zudem halte man engen Kontakt zur Industrie- und Handelskammer, um auch auf Anbieterseite immer gut informiert zu sein.

Der Verband selbst hat eine Kampagne "Urlaub an der Oder" gestartet, um vor allem bei Radtouristen sich wieder ins Gespräch zu bringen. Um die Ausgangslage für diese Klientel noch zu verbessern, habe das Seeland Oder-Spree eine Befragung unter Touristen gestartet, die aktuell auf dem Oder-Neiße-Radweg unterwegs sind.

Wissenschaftler legen Bericht zum Oder-Zustand vor

Der Bestand der Fische in der Oder hat als Folge der Umweltkatastrophe im vergangenen Sommer um bis zu zwei Drittel abgenommen. Das Zeigen wissenschaftliche Untersuchungen zum Zustand des deutsch-polnischen Grenzflusses in diesem Frühjahr, die Anfang vergangener Woche vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) vorgestellt wurden. Zudem sei die Salzbelastung der Oder aktuell ähnlich hoch wie im August 2022.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bezeichnete die Situation als "bedrückend". Sie sagte im IGB in Berlin, dass die Zeit dränge, um den hohen Salzgehalt in der Oder zu verringern, der wahrscheinlich aus dem polnischen Bergbau stamme. Bislang sei in Polen aber "kein Paradigmenwechsel zu erkennen", so Lemke weiter.

Salz und Goldalge im Fluss

Umweltminister Vogel warnt vor neuem Fischsterben in der Oder

Die Umweltkatastrophe in der Oder vor einem Jahr bereitet dem Brandenburger Umweltminister Vogel weiterhin Sorgen. Aktuell sind die Bedingungen ihm zufolge wieder so, dass es zu einem erneuten Fischsterben kommen könnte.

Forderung: Veränderung im Oder-Regime müsse her

In diesem Zusammenhang verlangte Gregor Beyer, Umweltdezernent von Märkisch-Oderland, die Einführung eines Einleitungskatasters für die Oder. "Wir müssen wissen, was in der Oder ist, und wir müssen mit der Republik Polen übereinkommen, dass diese Salzeinleitung aus Tagebauaktivitäten weitestgehend unterbunden werden", sagte Beyer dem rbb. Zudem sei ein System von Rückhaltebecken notwendig. Es dürfe nur zu Einleitungen kommen, wenn ein hoher Wasserstand in der Oder sei und die Wassertemperatur nicht so hoch.

Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) erklärte, dass es teilweise Rückhaltebecken in Polen gebe, aber Brandenburg nicht wisse, wie diese gefüllt seien.

Semdung: Antenne Brandenburg, 05.07.2023, 12:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen