rbb24
  1. rbb|24
Video: rbb24 | 05.07.2023 | Material: Brandenburg Aktuell | Quelle: Marie Stumpf/rbb

Geflüchtete in Märkisch-Oderland

Neue Flüchtlingsunterkunft in Strausberg kurz vor Eröffnung

Ende Juli sollen in eine neue Unterkunft am Strausberger Flughafen nach und nach 112 Geflüchtete einziehen. Die Stadt will sich der Herausforderung stellen - obwohl es auch dort Grenzen gibt. Von Marie Stumpf

Ein weißes Gebäude, frisch gestrichen. Vier Stockwerke. Jedes verfügt über Schlafräume, Küche und Badezimmer. Dazu gibt es erstmals behindertengerechte Räume und Sanitäranlagen im Erdgeschoss. Auch Gemeinschaftsräume sind entstanden.

Alles ist neu gemacht in der neuen Flüchtlingsunterkunft am Flugplatz in Strausberg (Märkisch-Oderland). Eigentlich sollte sie schon im Mai eröffnen, doch weil die Küchen zu spät geliefert wurden, verzögerte sich alles. Jetzt fehlen nur noch die Feuerlöscher in der Küche. Ende Juli soll nun voraussichtlich alles so weit sein.

Belastende Situation

Touristiker melden gesunkene Besucherzahlen aufgrund der salzigen Oder

Malerisch windet sich die Oder an der Landesgrenze zu Polen entlang. Aktuell deutet von außen betrachtet nur wenig auf die Salzlasten im Wasser und die giftige Goldalge hin. Doch Touristiker bemerken spürbare Buchungsrückgänge.

Flüchtlinge sollen gestaffelt einziehen

Die Unterkunft bietet Platz für 112 alleinreisende Menschen. Diese sollen aber nicht alle auf einmal einziehen, sondern pro Monat etwa 40. "Dass auch ein Miteinander entsteht. Dass auch der Betreiber, der Internationale Bund, sich drauf einstellen kann, wen er da hat", erklärt Sozialdezernent Friedemann Hanke (CDU).

Große Proteste gegen die Flüchtlingsunterkunft gab es bisher noch nicht. Das könnte auch daran liegen, dass sie mitten in einem Industriegebiet liegt, vermutet Hanke: "Wir haben hier natürlich eine Lage, wo wir wenig direkte Anwohner haben. Das macht es hier schon ein bisschen entspannter. Aber das liegt mehr an der Lage als an der Stadtgesellschaft. Weil die Gesellschaft in allen Kommunen angespannt ist."

Quelle: Marie Stumpf/rbb

Grenzen bei Kita und Schule

Angespannt etwa beim Thema Kita- und Schulplätze. Die sind auch in Strausberg knapp. Denn obwohl in die neue Unterkunft erstmal nur Alleinreisende einziehen sollen, ist auf dem gleichen Gelände noch eine weitere Unterkunft überwiegend für Familien geplant - mit 150 Plätzen. Eröffnen soll diese zweite Unterkunft nun Ende nächsten Jahres.

Bürgermeisterin Elke Stadeler (parteilos) will aber Lösungen finden, um die Menschen in ihrer 28.000-Einwohner-Stadt aufzunehmen. In Strausberg "wohnen Menschen aus 93 Nationen. Also für uns ist das jetzt nicht eine spektakuläre Sache, dass wir hier auch Menschen aus anderen Ländern aufnehmen. Wenn ich natürlich eine kleine Gemeinde bin und dann kommen auf einmal 100 Leute, dann ist das anders, als wenn ich fast 28.000 Einwohner habe und dann kommen 100. Das ist im Endeffekt immer die Frage des Verhältnisses", so Stadeler.

Serie: Ostbrandenburger Fähren

Mit der Frida auf die Insel "Großer Werder" im Liepnitzsee bei Wandlitz

Der Sommer ist da und die Ferien stehen ab kommender Woche in der Region im Raum. Wer nicht weit weg will, könnte die nähere Umgebung erkunden - vielleicht auch Seen mit Fähren? Der Liepnitzsee wäre ein Vorschlag.

Begegnungsstätte neben Unterkunft soll bei Integration helfen

Sorgen im Zusammenhang mit der Flüchtlingsunterkunft hat es in Strausberg dennoch auch gegeben, etwa vor zunehmenden Straftaten im Umfeld der Unterkunft. Bürgermeisterin Stadeler und der Landkreis haben deswegen Gespräche mit den anliegenden Gewerbetreibenden organisiert, um über die Sorgen zu sprechen. "Die haben Fragen", sagt Stadeler. "Und ich finde es gut, wenn man vorher darüber spricht. Wenn es Probleme gibt, dann muss man es ansprechen."

Schätzungsweise 300 Geflüchtete leben bereits in Strausberg. Beim Thema Integration gibt es viel Engagement in der Stadt. Es gibt mehrere Willkommens-Cafés und viele Flüchtlingsinitiativen, wie "Strausberg hilft". Für die Neuankömmlinge wollen diese nun im Zusammenschluss im Nebengebäude zur Unterkunft eine Begegnungsstätte einrichten - für Deutsch-Unterricht, Berufsberatung und Kinderbetreuung. Alles ehrenamtlich.

Die Einzelheiten sind hier aber noch nicht geklärt. So muss das fragliche Gebäude erstmal dringend saniert werden. Wer das bezahlen soll, ist derzeit unklar.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.09.2023, 16:10 Uhr

Beitrag von Marie Stumpf

Artikel im mobilen Angebot lesen