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Quelle: rbb

Fischer aus Oder-Spree

"Die Kundschaft, die uns kennt, kauft weiterhin"

Experten warnen immer wieder vor einem erneuten Fischesterben in der Oder. Auch Fischer Henry Schneider ist besorgt, dass sich die Katastrophe aus dem vergangenen Jahr wiederholt. Trotzdem blickt er zuversichtlich auf den Herbst.

Henry Schneider ist Fischer aus Leidenschaft. Mit seinem dunkelgrünen Motorboot schippert er regelmäßig über die Oder. Er trägt eine schwarze Mütze und ein dunkles Polo-Shirt mit der Aufschrift: "Fischer Schneider". Im Sommer fährt er zwei bis dreimal die Woche von Brieskow (Oder-Spree) zu Beobachtungstouren auf dem Grenzfluss. Meistens bei Aurith, denn der Wasserstand des Brieskower Sees, seinem Heimathafen, ist zu niedrig.

Schneider sticht sein helles Ruder ins Wasser. "Ich habe jetzt eine Sichttiefe von etwa 50 Zentimetern", sagt er. Die Oder sei bekanntlich ein trüber Fluss. Das momentan klare Wasser sei optimal für die Jungfische im Fluss.

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Nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder im Sommer 2022 reist das Team Kowalski vom rbb ein Jahr später noch einmal an die Orte der Umweltkatastrophe. Es trifft Angler, Fischer, Aktivisten, Landwirte, Wassersportler und Bergminenarbeiter. Viele von ihnen fürchten, dass schon bald wieder massenhaft Fische mit den Bäuchen nach oben in der Oder treiben könnten.

"Wir hatten ein gutes Frühjahr"

Beobachten statt Fischen: Die Oderfischerei lohne sich finanziell erst ab September wieder, sagt Schneider. Bis dahin wolle er weiter nach dem Fischbestand, der Wasserqualität und Wasserstand schauen. Er sehe immer wieder Schwärme an Kleinfisch, die am Ufer langschwimmen. "Das ist schon begeisternd, dass man jetzt so etwas wieder sieht."

Im vergangenen Jahr hatte sich der Fischbestand durch das Massensterben etwa halbiert. Doch dieses Jahr habe zunächst gute Bedingungen gebracht, sagt Fischer Schneider. "Wir hatten ein gutes Frühjahr, weil der Wasserstand entsprechend so hoch und gut war, dass die Fische ihre Laichbedingungen optimal nutzen konnten. Und auch Nahrung war da, so dass Fische gleich ins Futterfraß reinkonnten."

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Bislang wenig Goldalgen in der Oder

Die Oder-Katastrophe hatte im vergangenen Sommer ein massenhaftes Fischsterben in dem Grenzfluss verursacht. Als Ursache sehen Experten das Zusammenspiel hoher Salzeinleitungen aus Polen in die Oder und die Ausbreitung der giftigen Goldalge.

Experten warnen weiterhin vor einer erneuten Katastrophe. Immer wieder werden in dem Fluss tote Fischer gefunden, verursacht höchstwahrscheinlich durch die giftige Goldalge. Aktuelle Proben aus dem Gleiwitzer Kanal in Polen zeigen wieder eine hohe Anzahl der Goldalge, sagte der Gewässerökologe Jan Köhler vom Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei gegenüber dem rbb. "Aber in der Oder selbst sind es bis jetzt nur sehr wenige", sagt der Experte. "Überall waren Goldalgen da, aber nur ein Prozent von dem, was wir letzten Sommer hatten."

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Auch Henry Schneider ist besorgt, dass sich das Fischesterben wiederholen könnte. Auf die Saison im Herbst blickt er trotzdem zuversichtlich. Wie die meisten Oderfischer habe er sich an einem Moratorium beteiligt. Bis ersten Mai des Jahres habe er gar nicht gefischt. Er glaubt, dass er ab September auch seine Fische verkauft bekommt. "Die Kundschaft, die uns kennt, kauft weiterhin", so Schneider. Bis dahin schippert Schneider weiter mit seinem Boot über die Oder, beobachtet den Fluss und seine Fische.

Sendung: rbb24 Abenschau 21.07.2023, 21:55 Uhr

Mit Material von Tobias Hausdorf

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