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Audio: Antenne Brandenburg | 26.07.2023 | O-Ton: Anna Moskwa | Quelle: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul

Ein Jahr nach der Katastrophe

Was Polen gegen ein erneutes Fischsterben in der Oder tut

Laut Umweltschützer tut die polnische Regierung ein Jahr nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder nicht genug gegen eine erneute Umweltkatastrophe. Polens Umweltministerin sagt hingegen, dass bereits viele Maßnahmen getroffen wurden.

Ein Jahr nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder fürchten viele Menschen an beiden Seiten des Grenzflusses, dass sich die Katastrophe wiederholen könnte. "Die Oder ist so salzig wie der Atlantik", sagt der polnische Youtuber Grzegorz Marcinkiewicz, der seit einem Jahr auf dem Wasser unterwegs ist.

Marcinkiewicz ist dreifacher Angler-Champion, seit einem Jahr untersucht er mit einem über Spenden gekauften Sonargerät den Grund des Flusses, derzeit in der Nähe des Gleiwitzer Kanals, wo im Juni fast eine halbe Tonne tote Fische entdeckt wurden. "Die Farbe des Wassers verändert sich, Algen schwimmen auf der Oberfläche und dann treiben die Fische mit den Bäuchen nach oben – bei jedem Fischsterben immer wieder das gleiche."

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Salzgehalt der Oder bereits so hoch wie im August 2022

Auch Greenpeace–Aktivisten, Umweltschützer und Angler in Polen äußern ihre Sorgen um den Fluss. Laut Forschungsergebnissen des Leibniz-Instituts für Wasserökologie und Binnenfischerei ist der Salzgehalt in der Oder bereits jetzt so hoch wie im August 2022. Damit seien beste Bedingungen fürs Blühen der Goldalge gegeben, die giftig für die Fische ist.

Laut der polnischen Umweltministerin Anna Moskwa wurde das Monitoring der Oder verstärkt, ein Krisenstab beobachtet die Lage. Die Umweltaufsichtsbehörde GiOS nimmt regelmäßig Proben am Gleiwitzer Kanal, so die Umweltministerin. "Wäre die Antwort auf die Alge nur der erhöhte Salzgehalt, dann wäre es eine sehr einfache Aufgabe für Wissenschaftler", sagte sie.

In manchen Wasserbecken wie beispielsweise in Czernica seien zwar die Goldalge und der Toxine-Ausstoß bestätigt, so die Ministerin. Aber gleichzeigit habe es sehr geringe Salzwerte und hohe Nitrat- und Phosphor-Werten gegeben. "Darüber hinaus haben in der letzten Zeit unsere Bergminen viele Maßnahmen getroffen, um das Grubenwasser zurückhalten zu können", sagte Moskwa.

Das polnische Umweltministerium habe eine Liste der mutmaßlichen Übeltäter erstellt – darunter viele schlesische Bergminen, die wegen hoher Kosten für Salzaufarbeitungsanlagen oft illegal Abwässer in die Zuflüsse der Oder einleiten sollen.

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"Keine Genehmigung wurde entzogen"

Dagegen habe die Regierung nicht genügend getan, sagt Anita Kucharska-Dziedzic, die in der parlamentarischen Gruppe im polnischen Sejm für die Renaturierung der Oder kämpft. "Seit langem schon haben wir Monat für Monat bei den zuständigen Behörden und bei der polnischen Regierung eingefordert, die Salzeinleitungen zu stoppen, und zwar, indem die Behörden den Betrieben die Genehmigung für Abwassereinleitungen entziehen", sagt Kucharska-Dziedzic. "Es hat sich aber nichts getan: Keine Genehmigung wurde entzogen."

Der Kohlebergbau steht auch in Polen vor dem Aus: 2049 soll es so weit sein. Die Regierung versucht aktuell tolerant mit dem Bergbau umzugehen. In drei Monaten sind Parlamentswahlen in Polen und jede Stimme zählt.

Die Kowalski-Reportage "Wie geht es den Oderfischern?" von Magdalena Schwabe wird am Mittwoch um 22 Uhr im rbb-Fernsehen ausgestrahlt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 26.07.2023, 14:10 Uhr

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