Audio: Antenne Brandenburg | 11.07.2023 | Siegfried Unger von der Gefas | Quelle: dpa-Zentralbild/Soeren Stache
Ausgabestelle in Ostbrandenburg am Limit
Nachfrage bei Tafeln durch Ukraine-Folgen um über 50 Prozent gestiegen
Die Folgen des Ukraine-Krieges bekommen auch die Tafeln in Brandenburg zu spüren. Die nachfrage sei deutlich höher, die Zahl der Spenden hingegen zurückgegangen. Hinzu kommen weiterhin Kosten für Energie, heißt es etwa aus Oder-Spree.
Die Tafeln aus ganz Deutschland sind am vergangenen Wochenende in Mannheim zu einem Bundestreffen zusammengekommen. Mit vor Ort war auch die Gesellschaft für Arbeit und Soziales (Gefas), die unter anderem in Erkner, Fürstenwalde oder Beeskow Ausgabestellen beitreibt. Anlass für die Zusammenkunft war der gemeinsame Austausch, heißt es von den Veranstaltern. Außerdem diskutieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie sie die Hilfe für bedürftige Menschen nachhaltiger und effizienter organisieren können. Denn Hilfe werde immer mehr gebraucht.
Der Kreis Oder-Spree plant, rund 100 Geflüchtete in der Turnhalle des Oberstufenzentrums bei Fürstenwalde unterzubringen. Dagegen schlägt jetzt ein Teil der Schülerschaft Alarm. Sie sehen ihren Unterricht in Gefahr.
Bedarf um 50 Prozent gestiegen
Von der gestiegenen Nachfrage berichtet am Dienstag auch die Gefas. Die klare Botschaft: die Lage ist äußerst angespannt. Seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine Anfang 2022 sei der Druck auf die Tafeln überall in Deutschland immer größer geworden, sagt Geschäftsführer Siegfried Unger dem rbb. "Wir haben ähnliche Probleme: immer weniger Lebensmittel, aber immer mehr Menschen. Wir haben sehr viele Bürger aus der Ukraine. Die nutzen fast alle die Tafeln."
Doch auch der allgemeine Bedarf sei gestiegen. Ein Grund sei unter anderem die schleppende Bürokratie in den Ämtern, erklärt der Gefas-Chef. "In den Verwaltungen stockt es mit den Bescheiden beispielsweise beim Bürgergeld oder anderen sozialen Leistungen." So verzeichnen die Ausgaben einen Zuwachs von mehr als 50 Prozent im Vergleich zu vor dem Krieg, so Unger weiter. Gleiche Zahlen kommen seien in ganz Deutschland zu vermelden, heißt es vom Treffen in Mannheim.
In jeder Tafel der Gefas gebe es den Angaben zufolge etwa 2.000 Besuche in der Woche. "Wenn man das mal hochrechnete: eine Person kommt und holt Lebensmittel für die ganze Familie - wir rechnen mal drei - weiß man, wie viele Personen tatsächlich versorgt werden."
Seit einem Jahr gibt es im Oderbruch ein Pilotprojekt für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Dort leben mittlerweile 18 Bewohner. Anfänglichen Sorgen der Nachbarn um ihre Sicherheit sind im gemeinsamen Alltag nach und nach verschwunden.
Tafeln kämpfen mit höheren Kosten
Ein Aufnahmestopp, wie bei manchen Tafel, sei in Oder-Spree aber noch nicht nötig. Dies liege am guten Kontakt zu Märkten und Spendern von Lebensmitteln. Die Gefas hole diese an sieben Tage die Woche in einem Umkreis von gut einhundert Kilometern ab. Dabei werden allein im Landkreis zwischen acht und zehn Tonnen Lebensmittel bewegt.
Allerdings bereiteten gestiegene Kosten für Strom und Fahrzeuge Sorgen, so der Geschäftsführer. "Die Kosten allein für Strom sind um das dreifache gestiegen. Kühlhäuser brauchen insbesondere im Sommer sehr viel Strom - und jede Tafel hat mindestens zwei oder drei Kühlzellen." Hinzu kommen die Kühlschränke in den Ausgabestellen.
Um den erhöhten Nachfragen nachzukommen, seien die Tafeln weiterhin auf der Suche nach ehrenamtlichen Mitarbeitern. Gebraucht werden zum Beispiel Fahrer für den Transport.
In Deutschland gibt es insgesamt 969 Tafeln und 2.000 Ausgabestellen. Betrieben werden diese unter anderem von rund 60.000 Ehrenamtlichen.