Zum Schulstart
Seit dem zahlreiche Ukrainer in Deutschland Schutz suchen, stehen auch die Schulen vor der Aufgabe, die Jugendlichen zu integrieren. Jetzt berichten einige Schüler von Solidarität und Unterstützung, aber auch von Mobbing aufgrund der Herkunft.
In Brandenburg hat am Montag die Schule wieder begonnen und damit auch für rund 6.000 Jugendliche aus der Ukraine. Einige von ihnen erleben in Frankfurt (Oder) bereits ihr zweites Schuljahr seit Ausbruch des Krieges und berichten von ihren Erfahrungen im Alltag.
Vor 16 Monaten ist Vater Ernst mit seiner Familie aus der Ukraine geflüchtet. Seine drei Kinder gehen inzwischen in Schule und haben das erst Schuljahr hinter sich. Der Start damals hat gut geklappt, sagt Ernst. "Ich habe ein Kind in der Oberstufe, eins in der Grundschule und ein Kind auf einer Sonderschule, weil es eine Behinderung hat. Die Anmeldung dafür und an sich alle Verwaltungsangelegenheiten haben sehr gut funktioniert, wie es in Deutschland an sich so ist."
Überrascht habe ihn, wie viel Aufmerksamkeit jedes einzelne Kind in der Schule bekommt, wie zum Beispiel bei Elternsprechtagen. Diese gebe es in der Ukraine so nicht. Die einzigen Probleme, von denen er erzählt, seien Aggressionen in der Schule von anderen Kindern gegen Ukrainische Kinder. Er wisse beispielsweise von mehreren Prügeleien in der fünften Klasse.
Wie Ernst und seine Familie musste auch Alina im vergangenen Jahr vor dem Krieg fliehen. Die deutsche Sprache versteht die 13-jährige inzwischen schon ganz gut. Als sie im vergangenen Jahr in die Schule kam, war sie die einzige Ukrainerin in ihrer Klasse. Dort bekommen alle Kinder die gleichen Aufgaben - auch sie, abgesehen von zusätzlichen Hilfszetteln mit Übersetzungen. "Ich erinnere mich, wie an meinem ersten Tag an einer deutschen Schule ein Banner an die Schulfassade gehängt wurde mit dem Aufdruck 'Solidarität mit der Ukraine'. Das hat mich sehr gefreut. Auch über die Hilfe von den Lehrern und Schülerinnen, die für meine Fragen offen sind, will ich mich ausdrücklich bedanken."
Am Montag ist die 13-jährige in die achte Klasse gekommen. Trotzdem ist sie sich nun nicht sicher, ob sie sich auf das aktuelle Schuljahr freuen soll oder nicht. "Ich mach mir Sorgen, weil ich nicht weiß, wie meine neuen Lehrer und meine neue Klasse sein wird. Ich würde mir wünschen, dass meine Mitschüler besser mit mir umgehen. Die Kinder an meiner Schule sind erst nett zu mir, aber reden dann hinter meinem Rücken über mich. An meiner Schule gibt es auch prorussische Schüler und Lehrkräfte oder Personen, die für den Frieden sind, aber nicht klarmachen, für welche Seite sie sind. All das verunsichert mich."
Auch der elfjährige Jarik macht sich sorgen um das jetzige Schuljahr. Ungefähr ein Jahr lang ist er schon in Deutschland. Größte Hürde für ihn war am Anfang ebenfalls die Sprache. Nun kommt der Zwölfjährige in die sechste Klasse. Auch Jarik habe schon unangenehme Erfahrungen machen müssen. "Als ich damals neu in meine Klasse gekommen bin, wurde ich und die Ukraine von meinen Mitschülern beleidigt. Die anderen Kinder sagten zu mir Sprüche wie 'Ukraine ist scheiße!' oder 'Niemand liebt die Ukraine.'" Trotz allem habe er mittlerweile aber auch Freunde und damit Anschluss gefunden. Zudem gebe es Lehrer, die ihn unterstützen würden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 28.08.2023, 16:40 Uhr
Mit Material von David Rüth und Max Beuthner
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