Diskussion über Kleiderordnung
Bauchfreie Shirts, zerrissene Jeans, Jogginghosen: Am Schlabberlook vieler Schüler stört sich der Bundeselternrat. Eine Kleiderordnung wird es an Brandenburger Schulen aber wohl nicht geben. Von Janine Reinschmidt
Die Forderung des Bundeselternrats nach einer Kleiderordnung an Schulen hat eine heftige Diskussion ausgelöst. Auch der Brandenburger Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) hatte sich dazu geäußert. Laut Freiber soll es auch in Zukunft kein Gesetz geben, das eine Kleiderordnung an Schulen in Brandenburg vorraussetzt. "Was angemessen ist, sollten Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern diskutieren", sagte Freiberg.
Immer wieder geht es in der Debatte auch darum, dass einheitliche Kleidung Mobbing unter Kindern und Jugendlichen vermindern könne. Doch diesen Ansatz hällt Psychologin Nicole Neitzke für falsch. Sie sagt, Kleidung sei nur ein Auslöser, der zu Mobbing führe. Ausgrenzungsphänomene seien tiefgründiger, aus allgemeinpsychologischer Sicht könnten sie nicht allein durch Kleidungsvorgaben beseitigt werden.
"Momentan ist es ja so, dass Jugendliche sich gerade auch viel über den Kleidungsstil von anderen abgrenzen. Das ist ein ganz normales und gewolltes Phänomen in der Pubertät", erklärte die Psychologin. Selbst wenn es zu einer Kleiderordnung käme, würden die Jugendlichen immer wieder andere Anknüpfungen finden, um sich zu vergleichen.
Der Schulleiter des Karl-Liebknecht-Gymnasiums in Frankfurt (Oder), Torsten Kleefeld, hält es daher für wichtig, sich mit den Schülern zum Thema Kleidung an Schulen auszutauschen. Gerade im Sommer würden die Grenzen zum Freizeitbereich verschwinden. Es solle ein Konsens gefunden werden. Das gestaltet sich aufgrund des föderalen Systems allerdings nicht so einfach. "Die unterschiedlichen Vorstellungen lassen sich nicht einfach so mit einem Beschluss aus der Welt schaffen", erklärte Kleefeld. Eine offizielle Schuluniform lehne er ab.
Dennoch bietet das Gymnasium seinen Schüler eine schuleigene Kollektion an, die sie ohne Zwang und Vorschrift erwerben können. Auf die Idee sei die Schule bereits in den 1990er Jahren gekommen. Damals war die Kleidung hauptsächlich für Schüler vorgesehen, die an Sportwettbewerben teilnahmen. "Das hat einfach den Mannschaftsgeist gefördert", sagt Schulleiter Kleefeld. An diesen Gedanken habe die Schule wieder angeknüpft, sodass die Schulkleidung nun jedem Schüler und jeder Schülerin zu Verfügung stehe.
Sendung: Antenne Brandenburg, 14.09.2023, 16:42 Uhr
Beitrag von Janine Reinschmidt
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