Erste Fangergebnisse deuten auf Erholung des Oder-Fischbestandes
Vor zwei Wochen haben Landesanglerverband und das Institut für Binnenfischerei Petrijünger zu Aktionstagen an der Oder aufgerufen. Die Fangergebnisse sollten als Bestandsaufnahme dienen. Erste Ergebnisse liegen nun vor.
Die vom Institut für Binnenfischerei vor zwei Wochen ins Leben gerufene Angleraktion an der Oder ist sehr gut verlaufen. Darauf deuteten erste Ergebnisse hin, wie Lars Dettmann vom Landesanglerverband dem rbb sagte.
Nach der Großaktion haben Angler ihre Fangergebnisse für eine Bestandsaufnahme weitergemeldet. Die Wissenschaftler des Potsdamer Instituts für Binnenfischerei erhoffen sich nach dem Fischsterben 2022, dass eine Erholung des Oder-Fischbestandes bereits eingesetzt hat und die Fangergebnisse dies bestätigen könnten. Dafür sei es auch wichtig zu wissen, welche Größen von Fischen sich momentan in der Oder tummeln, so Dettmann weiter.
Auch Sportfischer wurden im August 2022 Zeugen des massenhaften Fischsterbens an der Oder. Inzwischen erzielen viele Angler wieder sehr gute Fänge. Doch laut Experten ist das nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Von Anton Fahl und Fabian Friedmann
Hechte und Barsche gefangen
"Mittlerweile sind um die 80 Fangmeldungen eingetroffen und es ist längst noch nicht alles ausgewertet worden", betonte Dettmann. Entsprechende Meldungen kämen auch über den Landesanglerverband rein, würden dort gesammelt und dann zusammen an das Institut weitergeleitet. "Aber der erste Überblick über die Fangmeldungen zeigt schon jetzt, dass in der Hauptsache Hecht und Barsch gefangen wurden. Das ist in dieser Jahreszeit naheliegend", so Dettmann. Es bissen aber auch Zander und Welz.
Landesanglerverband sieht Oder in Sachen Fischbestand wieder auf besserem Weg
Er selbst habe einen kleinen Hecht - sehr wahrscheinlich aus diesem Frühjahr - gefangen, "was uns sagt, dass zumindest die Reproduktion wieder angesprungen ist", so Dettmann. Insgesamt deckten sich die Beobachtungen auch mit denen von Kollegen, die auch an der Oder unterwegs waren. "Es gibt wohl wieder sehr viele Jungfische nach der Laichzeit. Das sagt uns, dass auch größere Fische die Katastrophe überstanden haben - beziehungsweise aus Regionen zugewandert sind, wo die Goldalgen-Konzentration nicht so schlimm war." Man sei auf einem guten Weg, was die Erholung angeht. "Die Fische sind so vital, dass sie sich mit einem Köder locken lassen. Das spricht dafür, dass die auch gesund und munter sind“, unterstrich Lars Dettmann in einem ersten Statement.
Kombination aus verschiedenen Faktoren führte zu Fischsterben
Fachleute gehen heute davon aus, dass eine Kombination aus hohem Salzgehalt, Niedrigwasser, hohen Temperaturen und das Gift einer Algenart mit den Namen Prymnesium parvum wesentliche Ursache für das massenhafte Fischsterben 2022 in der Oder war. Nach Angaben des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin verendeten Schätzungen zufolge damals rund 1.000 Tonnen Fisch in dem Fluss.
Glücklicherweise sei 2023 eine ähnliche Situation wie im vergangenen Jahr ausgeblieben, "so dass wir auf einem sehr guten Weg sind, dass sich die Fischgemeinschaft der Oder erholt", sagte Christian Wolter, Experte für Fischerei und Aquakultur am IGB. Aufgrund einer längeren Frühjahrsüberflutung gebe es ein sehr gutes Laichgeschehen. Ein weiterer Grund für die Erholung des Bestandes sei laut Wolter das in diesem Jahr besonders gute Überlebensverhältnis bei den Jungfischen.
"In der Strommitte ist der Fischbestand, so schätze ich das ein, wieder bei circa sechzig Prozent wie vor dem Fischsterben", sagt Hauptgeschäftsführer Andreas Koppetzki vom Landesanglerverband.