Bernauer Bürgermeister Stahl setzt auf Einsicht anstatt Böllerverbot
Kurz vor dem Jahreswechsel ist wieder eine Diskussion um ein generelles Böllerverbot entbrannt. Die Deutsche Umwelthilfe hat eine entsprechende Initiative gestartet, was auf Unterstützung trifft. Ob das eine Umsetzung erfährt, bleibt fraglich?
Ein bundesweites Böllerverbot in der Silvesternacht wird immer offener diskutiert und erfährt beispielsweise von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sowie einem breiten Bündnis aus Umwelt- und Gesundheitsorganisationen Unterstützung. Eine entsprechende Initiative ist von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegründet worden. So wird Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) aufgefordert, die rechtliche Grundlage für einen Jahreswechsel ohne Pyrotechnik zu schaffen.
Bernau veranstaltet wieder zentrales Feuerwerk
Auch in Ostbrandenburg hat dieser Vorstoß Sympathien wie in der Stadt Bernau (Barnim). Dort veranstaltet die Stadtverwaltung auch zu diesem Jahreswechsel ein zentrales Feuerwerk, wie Bürgermeister André Stahl dem rbb sagte. Von einem generellen Böllerverbot hält der Linken-Politiker aber wenig: "Ich glaube nicht, dass der Staat und konkreter die Kommunen, ihre Bürger erziehen sollten. Ich glaube eher, dass es sinnvoll ist, auf Einsicht zu setzen", betonte er. "In dem Moment, wo ich ein vernünftiges Alternativ-Angebot unterbreite, so wie wir das hier in Bernau machen, werden die Leute von sich aus sicher den einen oder anderen Böller weniger kaufen und letztlich abbrennen." Damit könne dann die Umweltbelastung deutlich nach unten geschraubt werden. Diese Erfahrung habe Bernau im vergangenen Jahr machen können, wo erstmals ein zentrales Feuerwerk veranstaltet wurde. Die Menge der Böller-Abfälle habe sich dadurch sofort halbiert und damit auch die Reinigungskosten, so Stahl weiter.
Verbraucherzentrale: Mehrheit in Umfrage sprechen sich für Verbot aus
Einer repräsentativen Umfrage der Verbraucherzentrale Brandenburg zufolge sind 59 Prozent der Befragten für ein Böllerverbot, beziehungsweise dafür, ausschließlich nur noch professionelles Feuerwerk zuzulassen. 39 Prozent haben sich dagegen ausgesprochen. Für Christian Rumpke, Chef der Brandenburger Verbraucherzentrale bleibt daher nur eine Konsequenz: "Verkaufsbeschränkungen oder Abbrennverbote durch einzelne Kommunen oder Länder führen nur zu einem kaum nachvollziehbaren Flickenteppich. Die veränderten Lebensrealitäten können einfach auf Bundesebene mit einer Anpassung der Sprengstoffverordnung in den Blick genommen werden", forderte er.
Geteiltes Echo in Bernau
In Bernau trifft in der Bevölkerung ein Böllerverbot auf ein geteiltes Echo. "Ich wäre dafür, dass man das wirklich verbietet", sagte beispielsweise die Bernauerin Kathrin Behring. "Das wäre besser für die Umwelt und das Geld für Feuerwerk könnte besser angelegt werden, als das in die Luft zu jagen", erklärte sie weiter. Andere Bernauer würden nur Wunderkerzen und Tischfeuerwerk für Kinder zulassen. Für den Metzger Jan Schneck ist das alles: "Quatsch. Also nur, weil da in Berlin welche querschießen, sollen alle anderen ihren Spaß haben. Und ich denke, die Gewalt und alles drum herum ist relativ klein und der Spaß ist relativ groß."
In Slubice blüht der Pyrotechnik-Verkauf wieder auf
In Frankfurts Nachbarstadt Slubice an der deutsch-polnischen Grenze kaufen viele Brandenburger ihre Böller und Raketen. Das Angebot ist reichlich. "Die letzten drei Monate des Jahres sind für uns die heißeste Zeit des Jahres“ sagt Eliza Loba, die in einem Slubicer Geschäft Böller verkauft. „Die Nachfrage steigt und neue Produkte kommen gleich ins Sortiment. Die Kunden beobachten unsere Internetseite und kommen sofort, wenn es etwas Neues gibt."
Aber Vorsicht: In Polen sind Böller bis Kategorie F3 und auch anderes frei verkäuflich. In Deutschland braucht es für den Besitz und das Abbrennen einen sogenannten Böllerschein.
Zoll und Bundespolizei warnen in diesem Kontext ausdrücklich vor dem Kauf von in Deutschland nicht zugelassener Pyrotechnik, welche auf Märkten und in Geschäften im Ausland angeboten wird. Die Einfuhr und der Besitz werden strafrechtlich verfolgt.
Tests des Bundesamtes für Materialforschung (BAM) haben die Gefährlichkeit der nicht zugelassenen Pyrotechnik nachgewiesen. Es komme immer wieder zu Unfällen und Verletzungen von Personen, die mit diesen illegalen Böllern hantieren.