Maßnahmen gegen Wohnraummangel
Eberswalde boomt. Die Kleinstadt lockt vor allem junge Familien aus Berlin an. Um die Nachfrage nach Wohnraum zu bedienen, sollen neue Wohnbauflächen erschlossen werden. Die Stadtverordneten sprechen sich für ein Viertel in Holz-Bauweise aus.
Die Stadtverordneten von Eberswalde (Barnim) haben am Dienstagabend ein Strategiepapier für die Entwicklung von Wohnbauflächen beschlossen. Darin sind Potenzialflächen für den Bau künftiger Wohngebiete ausgewiesen, so dass die Stadt in den kommenden zehn Jahren auf 45.000 Einwohner wachsen kann.
Eine der Potenzialflächen kann nun bebaut werden und soll Modell stehen: Die Stadtverordneten haben der Änderung des Bebauungsplans für ein neues 4,2 Hektar großes Wohngebiet im Brandenburgischen Viertel zugestimmt. Die neue Siedlung soll in Holzmodul-Bauweise entstehen und zeigen, wie sich eine Stadt an den Klimawandel anpassen kann, sagte Bürgermeister Götz Herrmann (parteilos) dem rbb.
Die Idee habe auch mit der Ansiedlung der Firma "Timpla by Renggli" zu tun, so Herrmann. "Es geht darum, die Holzmodul-Bauweise nach vorne zu bringen und hier die Produktion mit einem riesigen Werk zu starten. Damit kam gleichzeitig die Idee auf, eine Modellsiedlung zu bauen. Dort kann Timpla zeigen, was sie können und andererseits brauchen wir dringend Wohnraum."
Nach eigenen Angaben vom Juni dieses Jahres entsteht in Eberswalde das größte Holzmodulwerk Deutschlands. Nach Plan werden zunächst 100 Mitarbeitende 1.000 Holzmodule pro Jahr herstellen und damit die Grundlage für mehrgeschossige Gebäude in Berlin und Brandenburg schaffen. Die ersten Module für den Wohnungsbau sollen im kommenden Frühjahr hergestellt werden.
Auf der Stadtverordnetenversammlung am Dienstag wurde außerdem das geplante Neubaugebiet "Sommerhöhen" als potenzielle Baufläche ausgewiesen. Auf einer Brachfläche zwischen dem Wohngebiet Ostend und dem Ortsteil Sommerfelde an der Bundesstraße B 167 soll ein neuer Standort für etwa 100 Ein- und Zweifamilienhäuser entstehen, so die Pläne des Investors "Euphoria" aus Thüringen. Eric Berndt, Leiter der Projektentwicklung der Unternehmensgruppe, sagte dem rbb am Abend, dass die Baufläche für Eberswalde alternativlos sei. "Alternativlos deswegen, weil es zwar andere potentielle Flächen gibt, es dort aber meistens keine Vorhabenträger oder andere ökologische Probleme gibt. Potenzialflächen sind zum Beispiel komplett bewaldet oder die Flächen gehören der Stadt."
Die Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung zur "Entwicklungsstrategie Wohnbauflächen" war wegen des Neubaugebiets Sommerhöhen umstritten. Die Fraktion Die Linke wollte die Fläche aus dem Papier gestrichen sehen, ist mit ihrem Antrag aber gescheitert. Kritik gab es unter anderem wegen möglicher negativer Folgen für das Stadtklima und des Standorts der geplanten Wohnsiedlung, da dieses außerhalb der geschlossenen Ortschaft neu gebaut werden soll.
Ihre höchste Einwohnerzahl erreichte Eberswalde kurz vor der Wende mit fast 55.000 Einwohnern, danach sank die Zahl kontinuierlich. Vor zehn Jahren wurde der Tiefpunkt erreicht: Die Stadt hatte laut dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg nur noch etwa 38.000 Anwohner. Seitdem steigt die Einwohnerzahl kontinuierlich wieder an. Aktuell wohnen in der Kreisstadt eigenen Angaben zufolge 43.194 Menschen. Künftig wird mit weiterem Zuzug gerechnet.
Sendung: Antenne Brandenburg, 22.11.2023, 07:30 Uhr
Mit Material von Tobias Hausdorf
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