Weitere Anlaufstellen eröffnet
Opfer von sexualisierter Gewalt können ab sofort auch an den Kliniken in Schwedt und Eberswalde Hilfe finden und sich einer anonymen Spurensicherung unterziehen, ohne das sofort Ermittlungen eingeleitet werden müssen.
In Ostbrandenburg beteiligen sich zwei weitere Kliniken an dem Angebot der vertraulichen Spurensicherung. Im Asklepios-Klinikum in Schwedt und im Werner-Forßmann-Krankenhaus Eberswalde erhalten Opfer künftig medizinische Soforthilfe und eine vertrauliche Spurensicherung nach einem sexuellen Übergriff, wie die Kliniken mitteilten.
Nach Angaben des Landes gibt es mittlerweile elf Anlaufstellen für Opfer sexualisierter Gewalt in Brandenburg, in denen eine Spurensicherung unabhängig von einer polizeilichen Anzeige durchgeführt wird. So gibt es neben Schwedt und Eberswalde das Angebot auch im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, im Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam, im Klinikum Frankfurt (Oder), im Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel und im Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg (Neuruppin), im Alexianer St. Josefs-Krankenhaus Potsdam-Sanssouci, im Kreiskrankenhaus Prignitz in Perleberg und auch in der Klinik Oranienburg.
Wenn ein Opfer in eine dieser Kliniken kommt und zum Beispiel mit dem Schlüsselsatz "Ich brauche dringend ein Gespräch mit einer Gynäkologin" (Frau) beziehungsweise "Ich brauche dringend ein Gespräch mit einem Urologen" (Mann) diskret darauf aufmerksam macht, dass eine Vergewaltigung stattgefunden hat [externer Link], wird es unverzüglich zu der entsprechenden Station weitergeleitet. Dort soll in ruhiger Atmosphäre das weitere Vorgehen mit der Ärztin oder dem Arzt beraten werden. Auf Wunsch wird auch der Kontakt zu Opferunterstützungseinrichtungen vermittelt, so das Gesundheitsministerium weiter.
Das brandenburgische Landesinstitut für Rechtsmedizin leitet seit 2019 das Projekt. Aufgrund von Angst und/oder Scham verzichteten viele Personen, die Opfer eines sexuellen Übergriffs wurden, oftmals darauf, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, erklärte Institutsdirektor Knut Albrecht in diesem Zusammenhang. Wichtige Beweise wie Tatspuren gingen mit der Zeit verloren, wenn keine ärztliche Begutachtung und eine daran anschließende Befunddokumentation erfolge.
Um der erhöhten Dunkelziffer entgegenzuwirken, gebe es daher das Angebot der vertraulichen Spurensicherung, erklärte er. Denn mit der Soforthilfe können die Betroffenen - unabhängig von einer Anzeige - neben der medizinischen Versorgung auch Tatspuren vertraulich und gerichtsverwertbar von rechtsmedizinisch geschulten Medizinerinnen und Medizinern sichern lassen.
Nach Einschätzung des Vereins Opferhilfe im Land Brandenburg ist die Ausweitung des Projektes neben der medizinischen Soforthilfe und der vertraulichen Spurensicherung für die Betroffenen auch wichtig, da sie in den Kliniken Schutz, psychosoziale Unterstützung und Informationen für eine weiterführende Nachsorge erhalten. Zu diesem Nachsorgenetzwerk zählen auch Opferberatungsstellen, die als Facheinrichtungen psychosoziale Beratung sowie auf Wunsch der Betroffenen Informationen zum Strafverfahren anbieten und bei der Bewältigung der Tatfolgen unterstützen können.
Sendung: Antenne Brandenburg, 02.11.2023, 11:30 Uhr
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