Frankfurt (Oder)
Ein Betrieb für solidarische Landwirtschaft ackert seit fünf Jahren auf Pachtland in Frankfurt (Oder). Dort bauen die Gründer Gemüse mit pflanzlichem Dünger an und wollen ihre Erfahrungen jetzt weitergeben.
Vor fünf Jahren haben zwei Studenten in Frankfurt (Oder) damit begonnen, sogenanntes bioveganes Gemüse anzubauen. Der Anbau kommt ohne Dünger aus Tierhaltung aus, so die Initiatoren. Aus der spontanen Idee ist inzwischen ein Gartenbaubetrieb gewachsen.
Aktuell werden bei "PlantAge" Feldsalat, Spinat oder Radicchio geerntet. Für ihre Idee, das Gemüse ohne den üblichen Tierdünger anzubauen, seien Frederik und Judith Henn anfangs noch belächelt worden. Denn statt Mist, Gülle oder andere tierische Abfälle, kämen auf den Anbauflächen Kompost, Mulch oder andere pflanzliche Dünger wie Malzkeimpellets oder Kleegras zum Einsatz.
"Wenn da auf einmal zwei Berliner irgendwo auf dem Feld stehen und eine solidarische Landwirtschaft gründen möchten, dann lachen die einen natürlich erstmal aus", erzählt Judith Henn. "Das kann ich auch total gut nachvollziehen."
Thomas Bröcker von der "Markendorfer Obst e.G." sah das allerdings anders. Er hat dem Paar eine Chance gegeben und Land verpachtet. Gemeinsam wird ein Bewässerungssystem genutzt. Das senkt die Kosten. Zudem half der erfahrene Landwirt den Start-Uppern zu Beginn mit Beratung, Technik und Lagermöglichkeiten aus. Mittlerweile steht das Unternehmen auf eigenen Beinen. "Die sind jetzt seit fünf Jahren da und relativ gut etabliert", so Bröcker. "Seit dem vorigen Jahren schreiben sie auch schwarze Zahlen. Aber es ist einer der wenigen, die funktionieren. Wir hatten drei andere, die nach zwei Jahren schon wieder verschwunden waren."
Der Betrieb funktioniert als solidarischer Landwirtschaftsbetrieb. Etwa 750 Mitglieder in Berlin und Brandenburg zahlen einen Beitrag und können sich an mehreren Standorten eine Kiste mit vegan-produziertem Gemüse holen. Dass die beiden Studenten so durchstarten würden, davon ist selbst Thomas Bröcker vom Gartenbauverband überrascht. "Man geht da schon ein gewisses Risiko ein. Aber sie sind zunehmend besser geworden, zumal sie ja beide nicht aus der Branche kommen. Ich denke, sie werden auch bestehen bleiben."
Von den Erfahrungen in Frankfurt sollen jetzt auch andere profitieren. So beraten Judith und Frederik Henn mittlerweile Interessierte im Rheinland, die ebenfalls vegan-produziertes Gemüse anbauen wollen. "Es ist alles ein gemeinsames Ziel", sagt die studierte Ökologin. "Selbstversorgung aufzubauen und vom großen Handel frei zu sein, der sowieso schon so viel Druck erzeugt. Je mehr SoLaWi’s es gibt, umso besser." Denn das Besondere an der solidarischen Landwirtschaft sei, dass die Verbraucher mitentscheiden, was auf den Feldern angebaut wird.
Sendung: Antenne Brandenburg, 20.10.2023
Mit Material von Elke Bader
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