Gellmersdorf (Uckermark)
Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die Kirche im uckermärkischen Gellmersdorf zwei Glocken. Die Nationalsozialisten schmolzen eine ein, um Munition herzustellen. Nun schlägt wieder eine neue Glocke im Kirchturm.
Die Kirche in Gellmersdorf (Uckermark) - einem Ortsteil von Angermünde - hat wieder zwei Glocken: 82 Jahre nach der Beschlagnahmung von einer Glocke aus dem Kirchturm durch die Nationalsozialisten wurde nun eine neue Glocke eingeweiht. Der Schriftsteller Wilfried Bergholz hat die Glocke gespendet.
Bergholz hat anlässlich seines 70. Geburtstags dem Ort eine zweite Glocke gestiftet. Er selbst zog Anfang der 1980er Jahre aus Berlin in das uckermärkische Dorf im Unteren Odertal. Mit der Glocke wolle er sich bei seinem Dorf bedanken, sagte er rbb24 Brandenburg Aktuell.
Über 100.000 Kirchenglocken wurden im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen, um aus ihrem Metall tödliche Granaten und Bomben herzustellen.
Die neue Glocke hängt nun an der Stelle der alten, die die Nationalsozialisten zu Kriegsmunition einschmolzen. Am vergangenen Samstag weihte Pfarrer Uwe Eisentraut die neue Glocke: "Damit ist der Krieg hier zu Ende, nach 80 Jahren ist der letzte Kriegsschaden beseitigt", sagte Eisentraut.
Viele Anwohner der 150-Seelen-Ortes kamen zum Festgottesdienst. "Das hat schon Gänsehaut gemacht, dass muss man einfach so sagen", so Anwohner Otfried Wilke. "So eine Sache ist vom Kostenaspekt her für so eine kleine Kirchengemeinde wie Gellmersdorf doch relativ unrealistisch."
"Ich finde es sehr schön, dass er sich so engagiert und seine Verbundenheit zum Ort zum Ausdruck bringt", sagte Anwohnerin Regina Koschowski. "Damit ist die Kirche vollendet, und das ist nicht in allen Kirchen so in der Region."
Die evangelische Dorfkirche wurde im 19. Jahrhundert in klassizistischen Stil wieder aufgebaut, nachdem ein Brand das ursprüngliche Gebäude aus dem 13. Jahrhundert zerstört hatte. Die alte, noch existierende Glocke wurde im Jahr 1880 in Stettin gegossen.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 09.12.2023, 19:30 Uhr
Mit Material von Riccardo Wittig
Artikel im mobilen Angebot lesen