Gerstenberger Höfe in Frankfurt (Oder)
In seiner Heimatstadt Tscherniwzi war Alex Kruger Künstler und Rock-Musiker. Doch im März vergangenen Jahres floh der Ukrainer vor dem russischen Angriffskrieg. In seiner Ausstellung "Nach der Flucht" verarbeitet er den Krieg gegen sein Land. Von Robert Schwaß
Unzählige Aquarelle und Zeichnungen hat Alex Kruger seit Beginn der russischen Invasion im Februar vergangenen Jahres in der Ukraine angefertigt. Eine Auswahl davon zeigt er nun in der "Kulturmanufaktur Gerstenberg" in Frankfurt (Oder).
Viele der Bilder kommen farbenfroh daher und thematisieren dennoch die Grauen des aktuellen Kriegsgeschehens. Ein Aquarell etwa zeigt junge Frauen, die vor einem moos- und blumenbedeckten russischen Panzer tanzen. Auf einer anderen Zeichnung kämpft ein mittelalterlicher Ritter gegen einen Teufel mit rotem Stern. "Ich habe diese Bilder gemalt, um diesen Kampf in verschiedenen Facetten darzustellen", erläutert Kruger. In seiner Kunst möchte er Abstraktes mit historischen Fakten vermischen.
Kurz nach dem Beginn des russischen Angriffs floh Kruger aus seiner Heimatstadt Tscherniwzi. Dabei sei der 65-jährige eher zufällig in Frankfurt (Oder) gelandet. Am Bahnhof lernte Alex Kruger den Frankfurter Arne Bischoff kennen, der damals Menschen bei ihrer Ankunft unterstützte. Bischoff erinnert sich, dass "Alex mit seiner Münzsammlung und Gitarre im Gepäck ankam".
Aus dem Angebot, ein paar Tage im Frankfurter Ortsteil Güldendorf zu übernachten, wurden mehrere Wochen. Dort habe Kruger schnell Anschluss gefunden, wobei ihm auch seine Deutschkenntnisse aus Schulzeiten geholfen hätten. Den Spitznamen "Alex" habe er sich bei früheren Besuchen in Deutschland zugelegt, sein eigentlicher Vorname sei Oleg. Ein Großvater, so Kruger, habe sogar deutsche Wurzeln nachzuweisen. Dem Künstler gefällt, dass man in Frankfurt viele verschiedene Epochen der Geschichte nachvollziehen kann, ähnlich wie in seiner Heimatstadt Tscherniwzi. Dort leitete er zeitweise auch einen Rock n‘ Roll-Club. Die Musik sei neben der Kunst seine eigentliche Leidenschaft.
Mit den Bildern schaffe es Kruger, Kriegsszenarien und mythische Figuren miteinander ins Spiel zu bringen, sagt Linda Pickny von der Kulturmanufaktur Gerstenberg. Nach der Ausstellung können die Gemälde dort auch erworben werden. Mit dem Erlös möchte deren Schöpfer ukrainische Soldaten unterstützen. "Wir müssen standhaft bleiben. Ich mache diese Bilder, damit die Leute schauen und verstehen", so Kruger.
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.01,2023, 14:40 Uhr
Beitrag von Robert Schwaß
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