Im Jahr 2020 sind laut Polizeistatistik 230 Fälle illegaler Abfalltransporte nach Polen verfolgt worden. Doch nicht alle Fälle werden bekannt. Bei einer Großkontrolle am Mittwoch stand vor allem eins im Mittelpunkt: abschrecken.
Es ist ein Tag wie viele andere: Auf der A12 reihen sich Lkw an Lkw. Die Autobahn in Richtung Polen wird rege für den Güterverkehr genutzt. Doch an diesem Tag sind die Mitarbeiter des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) gemeinsam mit Umweltbehörden und Abfallgesellschaften verstärkt präsent. Sie wollen illegale Abfalltransporte ausfindig machen.
Polnisch hilft beiden Seiten
Frank Tomauk ist seit 26 Jahren beim BAG. Er kontrolliert einen Lkw und leitet diesen auf einen nahe gelegenen Schotterparkplatz. Ein junger Fahrer öffnet die Tür. Er spreche nur Polnisch und Englisch, sagt er. Doch Tomauk hat über die Jahre gelernt, wie man sich auf Polnisch verständigt. Das helfe beiden Seiten bei der Kontrolle, sagt er, während er die Fahrzeug- und Ladungspapiere durchsieht. Ein wichtiger Anhang fehlt, erklärt er fließend auf Polnisch.
Ohne das passende Dokument dürfe der Fahrer das geladene Eisen nicht weitertransportieren, erklärt Tomauk. Der junge Mann ruft deswegen seinen Chef an, der das Dokument kurzerhand als PDF auf das Handy weiterleitet. Doch der Mitarbeiter des BAG ist skeptisch und will daher die Ladung sehen.
"Es könnte kontaminiertes Eisen sein, es könnte aber auch normales Eisen sein. Vorhin hatten wir Eisenbahnschwellen. Die rochen schon", sagt Tomauk. Laut des zugeschickten Dokuments müsste der Lkw zerkleinertes Metall geladen haben und auf dem Weg nach Litauen sein. Die Ladung hingegen sieht aber wie rötlicher Sand aus. Das werde nun erst einmal geprüft, erklärt Tomauk.
30 Mitarbeiter aus Deutschland und Polen
Rund 30 Mitarbeiter führen die Kontrollen auf der Autobahn durch. Neben dem BAG sind auch Umweltbehörden aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Polen daran beteiligt.
Bernd Wilkens von der Sonderabfallgesellschaft Brandenburg/Berlin erklärt, warum die Behörden vermehrt kontrollieren: "Durch diese Kontrollen wie heute hoffen wir auf einen Abschreckungseffekt." Das sei nicht gegen die Fahrer gerichtet, sondern gegen die Unternehmer, erklärt er. Sie sollen sich bewusst werden, dass die Gefahr, entdeckt zu werden, groß sei.
Wer erwischt wird, dem drohen Geldstrafen oder bis zu fünf Jahre Haft. Die Zahl der Fälle und die Menge haben dennoch zugenommen. Über 100.000 Tonnen illegalen Mülls muss Wilkens noch aus Polen zurückholen. Die Zusammenarbeit mit den polnischen Kollegen klappe dank Übersetzerin aber gut, erklärt er. "Wir werden den Abfall zurückbeordern an den Ausgangspunkt", sagt er und wird simultan für die polnischen Kollegen übersetzt.
Illegaler Transport entdeckt
Und dann werden die Behördenmitarbeiter fündig: Am Mittag wird ein illegaler Transport gestellt. Die Ladung umfasst falsch deklarierte Textilien und Industrieabfall. Der Lkw muss zurück nach Brandenburg an der Havel, wo er ursprünglich herkam. Ein Erfolg für die Kontrolleure, die genau wissen, dass nicht jeder illegale Abfalltransport aufgespürt werden kann.