Kriminalität rund um Schulcampus
Im vergangenen Jahr war es in Seelow mehrfach zu Gewalttaten durch Jugendliche gekommen, meist in der Nähe einer Schule. Die Polizei musste einschreiten. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt, Eltern sind aber weiterhin besorgt.
Nachdem es rund um den Schulcampus in Seelow (Märkisch-Oderland) verstärkt zu Gewalt durch Jugendliche gekommen ist, ist die Lage weiter angespannt. Weiterhin sind Wachschutz-Mitarbeiter und Polizeibeamte im Einsatz. Die Polizei bittet zudem, Vorfälle zu melden, um die Lage genau einschätzen zu können.
Insgesamt 28 Straftaten zählte die Polizei seit Mitte November, darunter Körperverletzungen, Diebstähle, Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Tatorte waren vor allem die Bushaltestelle vor der Bertolt-Brecht-Oberschule sowie der Seelower Busbahnhof. Erst als zeitweise ein Wachschutz am Schulcampus eingesetzt wurde, beruhigte sich die Lage.
Eltern zeigten sich gegenüber dem rbb aber weiterhin besorgt. "Man macht sich Sorgen um seine Kinder, wenn man die ja alleine zur Schule gehen lässt und wenn sie nachmittags hier ihre Freizeit irgendwie verbringen wollen - ein komisches Gefühl", sagte Angie Hertel dem rbb. Eine andere Mutter, Karina Gruß, erklärte gegenüber Brandenburg aktuell, bei ihrem Sohn stehe in Kürze ein Schulwechsel an. "Im Prinzip würde ich ihn nach Seelow schicken", so Gruß, "aber nicht nach diesem Vorfall."
Zuletzt hatte es Gerüchte in und um Seelow gegeben, dass vor allem Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund - etwa aus der Gemeinschaftsunterkunft im nahegelegenen Neuhardenberg - tatbeteiligt waren. Die Polizei widersprach dem aber. "Wir haben 25 Tatverdächtige ermitteln können, davon waren drei mit Migrationshintergrund", sagte Polizeisprecher Stefan Möhwald dem rbb.
"Meistens sind es Kinder und Jugendliche, von denen ein Großteil die Seelower Schulen besuchen", erläuterte Möhwald. Diese seien aber nicht als Gruppe auffällig geworden. "Sie sind nicht immer mit allen 25 dort aufgetreten, sondern es handelt sich dort wirklich um Gruppen von vielleicht drei bis maximal fünf Personen."
Angst vor einer kriminellen Jugendbande müssten die Seelower nicht haben, hieß es von der Polizei: "Es war auch nicht so, dass immer alle gleich gehandelt haben, sondern es waren immer unterschiedliche Tatbeteiligungen und Gruppenzusammensetzungen. Also wir können nicht davon reden, dass es eine Jugendbande gegeben hat", so Möhwald.
Inzwischen hat die Stadt die Überwachungsmaßnahmen etwas heruntergefahren, da sie sich einen regelmäßigen Wachschutz auf Dauer nicht leisten kann. Dennoch gebe es weiterhin Vorkehrungen, sagte der Seelower Bürgermeister Jörg Schröder (SPD) dem rbb. "Es war so, dass der Wachschutz tagtäglich nach Schulschluss bis zur Abfahrt der Schulbusse gestanden hat", so Schröder. "Das ist jetzt aber nicht mehr jeden Tag so. Wir haben festgelegt, dass in unregelmäßigen Abständen der Wachschutz stehen wird. Er soll die Kinder und Jugendlichen dann auch bis zum Schulbus begleiten."
Die Polizei versucht ihrerseits, um beruhigend auf die Lage insbesondere im schulischen Umfeld einzuwirken. "Wir schauen an Schulen sowohl zu Schulbeginn als auch zu Schulende und den Pausenzeiten sehr genau hin", erklärte Möhwald. "Polizisten fahren in Schulbussen mit und haben bekannte Tatörtlichkeiten wie den Seelower Busbahnhof Seelow im Auge." Möhwald bittet außerdem darum, weiterhin jeden Vorfall zur Anzeige zu bringen. Auf dieses Weise hätten auch weitere Straftaten seit Anfang Dezember 2022 verhindert werden können, erklärte er.
Der Seelower Bürgermeister kündigte an, sich außerdem an das Bildungsministerium in Potsdam zu wenden - mit der Bitte um mehr Schulsozialarbeiter. Auf die 420 Schülerinnen und Schüler der Bertolt-Brecht-Oberschule kommt derweil nur ein Schulsozialarbeiter. Laut Schröder liege dieses Missverhältnis auch daran, dass es oft nur befristete Verträge gebe; das müsste das Bildungsministerium Schröders Ansicht nach ändern.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 31.01.2023, 19:30 Uhr
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