Tagung der 31 Mitgliedsstädte in Potsdam
Brandenburgs Städte debattieren wieder über aktuelle Herausforderungen. So soll der Spagat zwischen Denkmalschutz und der Energiewende gelingen. Hinzu kommt das Sterben des Einzelhandels. Doch es gibt auch gute Nachrichten: sie werden immer beliebter.
Die Brandenburger Städte mit historischen Stadtkernen wollen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung stärker in den Blick nehmen. Die Entwicklung der Städte müsse klimagerecht, ressourcenschonend und nachhaltig gestaltet werden, sagte Bauminister Guido Beermann (CDU) am Freitag in Potsdam beim Jahresausblick der Arbeitsgemeinschaft der 31 Städte mit historischen Stadtkernen. Dafür stünden bis 2027 auch rund 80 Millionen EU-Fördermittel zur Verfügung.
Das Bundesland wolle bis 2045 klimaneutral werden, betonte Beermann: "Das ist ein hochgestecktes Ziel." Die komplexen Herausforderungen müssten auch durch gemeinsame Projektentwicklung und Austausch über gute Lösungsansätze bewältigt werden. Für die historischen Stadtkerne seien Fragen von Energie und Klimaschutz besondere Herausforderungen, weil die denkmalgeschützte Bausubstanz bewahrt und zugleich neue energetische Lösungen gefunden werden müssten.
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, der Beeskower Bürgermeister Frank Steffen (SPD), betonte, die historischen Altstädte stünden mit dem Erhalt ihrer Bausubstanz bereits beispielhaft für Nachhaltigkeit. Klimaschutz und Klimafolgenanpassung zu integrieren, sei hingegen schwieriger. "Wir werden uns in diesem Jahr ganz besonders damit beschäftigen, wie Erneuerbare Energien in unsere historischen Stadtkerne mit integriert werden können. Dabei geht es um Photovoltaik aber auch um Wärmepumpen oder die Dämmung von Gebäuden."
Lösungen könnten beispielsweise auch kleine Fernwärmenetze statt Wärmepumpen sein. Die Arbeitsgemeinschaft beteilige sich deshalb auch an einem Forschungsprojekt zu historischen Gebäuden und Klimaschutz.
Ein weiteres Thema auf der Tagung ist der Schwund des Einzelhandels in den Innenstädten. "Langjährige Geschäftsinhaber geben ihre Geschäfte auf und finden keine Nachfolge", so der Vorsitzende. Dort suche die Arbeitsgemeinschaft nach neuen Ideen und Konzepten, um der Entwicklung Einhalt zu gebieten.
Doch auf der Tagung in Potsdam geht es nicht nur um Herausforderungen für die Zukunft, sondern auch um erfreuliche Entwicklungen in der Gegenwart. So erleben auch die berlinferneren Städte dank ihres historischen Stadtbilds und günstigem Bauland wieder einen Zuzug. Die Zahl der Einwohner etwa in Beeskow habe in den vergangenen Jahren stabilisiert und zeige wieder eine leicht steigende Tendenz, berichtete Frank Steffen.
Darunter seien viele junge Leute nicht nur aus Berlin, sondern auch aus anderen Regionen Deutschlands, die in der Provinz Perspektiven hätten, die es in der Metropole so nicht gebe, sagte Steffen. "Das ist eine jüngere Generation, die ihre Arbeit unabhängig vom Standort ausüben kann." So hätten junge Leute aus der Kultur- und Entertainmentbranche unter dem Namen "Rakäte" in Beeskow die alte Käte-Agerth-Schule zu einem gemeinsamen Wohn- und Kreativquartier umgebaut und im vergangenen Sommer ein Festival auf die Beine gestellt. "So etwas ist in den großen Städten kaum mehr möglich", meinte Steffen.
Der Bürgermeister von Luckau, Gerald Lehmann (parteilos), berichtete ebenfalls von steigenden Einwohnerzahlen. Dafür habe neben dem Corona-Effekt, der Leute aus den dicht besiedelten Städten herausgetrieben habe, auch das in seiner Stadt noch günstige Bauland gesorgt, berichtete Lehmann. Auch Touristen aus Berlin würden durch die historische Altstadt von Luckau im Landkreis Dahme-Spreewald zunehmend angezogen und sorgten für Aufschwung.
Die Arbeitsgemeinschaft historischer Stadtkerne in Brandenburg wurde 1992 gegründet. Zu den 31 Kommunen im Verbund gehören etwa Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland), Templin (Uckermark) und Beelitz (Potsdam-Mittelmark). Aufgaben sind unter anderem ein gemeinsames Tourismus-Marketing oder die Denkmalpflege.
Sendung: Antenne Brandenburg, 06.01.2023, 07:30 Uhr
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