Immer weniger Brandenburger Schüler lernen Russisch
Das Fach Russisch verliert an Brandenburger Schulen seit Jahren an Bedeutung und wird nur noch von einer kleinen Zahl an Schülern belegt. Immer mehr Schulen schaffen das Fach ab - wie zuletzt das Gymnasium in Frankfurt (Oder). Von Juan F. Álvarez Moreno
Der Russischunterricht hat offenbar in Brandenburg seine populärsten Tage hinter sich: Im Schuljahr 2021/22 lernten laut dem Statistischen Bundesamt nur noch 7.149 von insgesamt 256.309 Schülerinnen und Schüler Russisch. Das sind etwa vier Mal weniger als Ende der Neunzigerjahre.
Zum Vergleich: Aktuell belegen mehr als 200.000 Brandenburger Schüler das Fach Englisch, das sind etwa 80 Prozent Schüler im Land. Im Schuljahr 1998/99 lernten nur zwei Drittel der damals mehr als 375.000 Brandenburger Englisch.
Der negative Trend ist in Brandenburg dabei noch deutlicher als in den anderen östlichen Bundesländern zu erkennen: Dort hat sich Anzahl der Russisch-Schüler lediglich halbiert. So lernten im Schuljahr 1998/99 insgesamt 148.716 Schüler in den fünf neuen Bundesländern und Berlin Russisch. Im Schuljahr 2021/22 waren es nur noch 63.488.
In der DDR Pflicht, heute in vielen Schulen abgeschafft
Russisch wurde in der DDR obligatorisch als erste Fremdsprache gelehrt. Im Schuljahr 1992/93 - dem ersten Jahr, in dem bundesweite Zahlen vorliegen - lernten laut dem Statistischen Bundesamt mehr als eine halbe Million Schülerinnen und Schüler der Bundesrepublik Russisch, der überwiegende Teil davon in den östlichen Bundesländern.
Nach der Wiedervereinigung spielte die Sprache in Ostdeutschland eine immer geringere Rolle. Stattdessen lernt die große Mehrheit der Schüler seitdem Englisch als erste Fremdsprache. Auch andere Sprachen wie Französisch oder Spanisch haben laut dem Statistischen Bundesamt Russisch in seit Jahren überflügelt.
In vielen Brandenburger Schulen ist das Fach deswegen inzwischen abgeschafft worden. Das jüngste Beispiel ist das Karl-Liebknecht-Gymnasium in Frankfurt (Oder). Dort wird ab dem kommenden Schuljahr kein Russisch mehr unterrichtet. Zuletzt habe es dort nach Angaben der Schule nur noch eine Russisch-Klasse mit sechs Schülern gegeben, die weitermachen wollten.
Nur noch eine obligatorische Fremdsprache ab der 11. Klasse
Die Entscheidung habe nichts mit dem aktuellen russischen Krieg gegen die Ukraine zu tun, sagte der Schulleiter des Frankfurter Gymnasiums, Torsten Kleefeld, dem rbb. "Die Entscheidung wurde vor drei Jahren getroffen", so der Schulleiter. Schuld sei eher, dass seit vier Jahren die Schüler ab der 11. Klasse nur noch eine Fremdsprache belegen müssten. "Das hat dazu geführt, dass nach der zehnten Klasse ganz viele Schüler Russisch abgewählt haben", sagte Kleefeld weiter.
Zudem bilden seit einigen Jahren die polnische Sprache und Kultur aufgrund der Nähe zur Grenze einen Schwerpunkt des Frankfurter Gymnasiums.
In anderen Brandenburgern Schulen wie das Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium in Schwedt (Uckermark) oder das Gymnasium auf den Seelower Höhen in Seelow (Märkisch-Oderland) wird noch Russisch als Fach angeboten. Dagegen gibt es zum Beispiel am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Eberswalde (Barnim) und am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) seit Jahren keinen Russischunterricht mehr.