Hemmnisse beim Umbau
Schuldächer könnten viel Energie produzieren - tun es aber noch kaum. Oft stehen den Solarmodulen dort Bürokratie oder der Denkmalschutz im Weg. Während in Golzow eine Lösung gefunden scheint, rüstet Eberswalde eine Schule schon präventiv um.
Rot funkeln die Ziegel vom neuen Dach der Schule in Golzow (Märkisch-Oderland). Finanziert wurde die Dachsanierung von der Brandenburger Förderbank ILB. Ende vergangenen Jahres hatte der rbb berichtet, dass Bürgermeister Frank Schütz (CDU) gern ein Solardach auf der Schule hätte. Das war allerdings nicht möglich.
Als Begründung hieß es, dass sich die Förderung eines Schuldachs nicht mit dessen wirtschaftlicher Nutzung vertrage. So sagte es der Bürgermeister damals. Nach der Veröffentlichung konnten sich Frank Schütz und die ILB dann allerdings doch miteinander verständigen. Frank Schütz sagt zum aktuellen Stand: "Wir reden jetzt mit verschiedenen Anbietern, wie wir das Solardach draufkriegen. Ob mit Speicher oder ohne Speicher. Also wir sind am Arbeiten."
ILB-Sprecherin Ingrid Mattern äußerte sich sehr zufrieden, dass es zu einer Verständigung gekommen ist. Dass Solardächer auf Schulen nicht förderfähig seien, könne man jedoch nicht behaupten. "Oft sind diese Förderprogramme so ausgestaltet, dass dort nicht konkret auf einzelne engergieeffiziente Produkte, wie etwa PV-Anlagen, Solarthermen und so weiter abgestellt wird, sondern eher abstrakt auf Maßnahmen zur Sanierung, Umbau oder Neubau von Schulgebäuden."
Im Zuge der Recherche hat das rbb-Studio Frankfurt (Oder) weitere Schulträger zu ihren Erfahrungen mit Solardächern befragt, darunter alle Landkreise und einige Städte. Insgesamt 14 verwertbare Antworten sind daraufhin eingegangen.
Demnach sind von 176 erfassten Schulen 26 mit PV-Anlagen ausgestattet. Das entspricht 15 Prozent. Bei 30 Schulen sei das in den nächsten Jahren geplant - das sind 17 Prozent.
Auf die Frage nach den größten Hemmnissen nennen zehn Schulträger den Mangel an Förderprogrammen. Sieben melden technische Probleme oder zu viel Schatten. Sechs Schulträger beklagen Probleme mit dem Denkmalschutz. Drei bemängeln den Fachkräftemangel in der Verwaltung und zwei die Verfügbarkeit von Fachfirmen.
Anders als in Berlin gibt es in Brandenburg kein spezielles Förderprogramm für Schulsolardächer. Das von der ILB ausgereichte Landesprogramm "Brandenburg Kredit Kommunal" scheint den Schulträgern offenbar zu unspezifisch. Anne Fellner, Baudezernentin und erste Beigeordnete in Eberswalde (Barnim), erklärt, dass man in diesem Fall die späteren Erträge aus diesen Anlagen der aktuellen Förderung gegenrechnen müsste. Das scheint ihr zu unübersichtlich und zu aufwendig.
Eine alternative Lösung scheinen Pachtmodelle zu sein. Auf der Eberswalder Schwärzesee-Grundschule ist das gelungen. Die Kosten für das Dach hat eine kreiseigene Energiegesellschaft übernommen, der im Gegenzug auch die Erträge zufließen.
Probleme gibt es in vielen Fällen mit dem Denkmalschutz. Gern sähe Eberswaldes Baudezernentin Fellner auch auf alten Schuldächern Photovoltaikanlagen. Dies gestalte sich aber schwierig. Immerhin gebe es mit den Denkmalpflegern eine Art Pfad der Verständigung, so Fellner. "Vielleicht geht es darum zu sagen, dass es nicht auf die Dächer aufgesetzt wird - wie man es häufig macht, sondern die Module werden mehr in die Dachhaut eingebaut." Gemeint sind unauffällige Module, die – anders als herkömmliche Anlagen - selbst als Dach wirken.
Für das Dach der denkmalgeschützten früheren Goethe-Schule in Eberswalde gibt es im Moment noch keine Lösung. Trotzdem nutzt die Stadt die gerade laufende Sanierung des Hauses, um Fakten zu schaffen. Dort soll demnächst ein Schul-Hort entstehen. Bevor dieser einziehen kann, werden derzeit alte Rohre und Heizungen rausgerissen. Die Heizkörper sollen dann durch deutlich größere Modelle ersetzt werden - solche, die später auch für den Betrieb mit Wärmepumpen geeignet sind. Der Strom dafür könnte dann vom Solardach eingespeist werden - wenn es denn jemals genehmigt wird.
Baudezernentin Fellner sieht allerdings keine Gefahr, dass die Stadt deshalb Geld zum Fenster herauswirft. "Ich bin guter Dinge, dass sich das jetzt bewegt und wir hier auch zukunftsfähiger werden. Die Denkmalpfleger sind ja kluge und engagierte Leute, die an Lösungen arbeiten."
Sendung: Antenne Brandenburg, 22.02.2023, 14:40 Uhr
Beitrag von Fred Pilarski
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