Pablo-Neruda-Block trotz zahlreicher Vorfälle für Polizei kein Schwerpunkt mehr
Vertreter der Stadt Frankfurt (Oder), der Polizei und verschiedener Vereine haben am Mittwoch über die Sicherheit im Pablo-Neruda-Block diskutiert. Grund der Sitzung waren mehrere Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft in dem Wohngebiet.
Bei einer Massenschlägerei zweier Gruppen in der Frankfuter Innenstadt Ende Oktober vergangenen Jahres wurde ein Jugendlicher durch Messerstiche und eine Polizistin verletzt. Demnach plädierte Oberbürgermeister René Wilke (Linke) für mehr Polizeipräsenz in der Stadt. Insbesondere der Bereich um die Franz-Mehring-Straße, in der sich auch der Pablo-Neruda-Block befindet, sollte verstärkt kontrolliert werden.
Auch ein nächtlicher Wachdienst, den die Wohnungswirtschaft in Auftrag gegeben hatte, sollte für mehr Ordnung und Sicherheit sorgen. Trotzdem wurde die Polizei im Januar nochmals zu einer Messerstecherei in dem Wohngebiet gerufen. Dabei wurden ein 28-jähriger Mann und ein Wachschutz-Mitarbeiter verletzt. Zwei mutmaßliche Täter wurden daraufhin verhaftet.
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Polizei sehe kein Bedarf für verstärkte Streife
Trotz der Vorfälle soll sich die Lage in dem Viertel beruhigt haben. So heißt es vom Leiter des Frankfurter Polizeireviers, Frank Bonack. Der Pablo-Neruda-Block sei ein "ruhiger Kiez geworden“ und somit derzeit kein Schwerpunkt mehr für die Frankfurter Polizei.
In dem Wohngebiet gebe es derzeit nicht mehr Straftaten als in anderen Teilen der Stadt, sagte Bonack weiter. Deshalb habe die Polizei entschieden, in dem Viertel nicht weiterhin verstärkt Streife zu fahren.
Abgesehen von der Massenschlägerei im vergangen Jahr gebe es nur kleinere Vorfälle aufgrund von Ruhestörungen, Eigentumsdelikten und ähnlichem. Er empfinde das Verhalten der Bewohner inzwischen als Teil eines normalen, innerstädtischen Lebens.
"Hier wohnen über 1.000 Menschen zusammen auf engstem Raum und da gibt es mal Reibereien", sagte der Leiter des Polizeireviers. Deshalb gebe es keinen weiteren Bedarf, die Polizei in dem Gebiet speziell einzurichten, "wie in Berlin eine Kotti-Wache, das brauchen wir hier nicht", so Bonack weiter.
"Dinge werden schöngeredet"
Doch dass die Stadt die Situation um den Pablo-Neruda-Block für gelöst hält, sieht die Kiezarbeiterin Nicki Thorwirth problematisch. Seit zehn Jahren begleitet Thorwirth junge Familien im Viertel und erklärte die Lage im Wohngebiet als "miserabel".
"Dinge werden schöngeredet", so Thorwirth. Es gebe weiterhin Probleme mit Drogenkonsum und Sicherheit. "Meine Mitarbeiter und Familien fühlen sich nicht sicher."
Bürgermeister plädiert für besseres Integrationsangebot
Bürgermeister Claus Junghanns sehe ebenfalls Verbesserungspotenzial im Viertel, insbesondere was Sicherheit betrifft. "Deshalb, sitzen wir ja auch mit den Akteuren hier vor Ort zusammen und sprechen mit den Leuten aus den Initiativen, aber auch aus dem Mehrgenerationshaus Mikado", so der Bürgermeister.
Unter anderem sollen neue Integrationsangebote den Bewohnern des Viertels helfen, sich besser kennenzulernen. Auch das Verständnis füreinander soll damit gefördert werden. Junghanns hoffe, dass man so das Zusammenleben auf engem Raum verbessern könne.
Nichtsdestotrotz stimme der Bürgermeister der Polizei in deren Einschätzung zu und sehe die Lage im Pablo-Neruda-Block als beruhigt.
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Wachschutz bildet Bewohner mit Migrationshintergrund aus
Der Betreiber des Wachschutzes, Roland Koziol, sagte, er finde es ebenfalls selbstverständlich, dass es im Viertel Auseinandersetzungen gebe. Insbesondere aufgrund dessen, dass etwa die Hälfte der Bewohner einen Migrationshintergrund hätten und auf engem Raum zusammenlebten.
Zwischen 18 und 6 Uhr hätten seine Mitarbeiter den Kiez im Auge, sagte Koziol. Zu seinem Team gehören auch Menschen mit Migrationshintergrund, die in dem Pablo-Neruda-Block leben. "Ich habe hier acht Leute mit Migrationshintergrund. Die habe ich ausgebildet und die haben auch Einblick in die Kultur - und ich glaube, dass es von der Akzeptanz her ein Vorteil ist", so Koziol.
Der nächste Schritt sei ein Gespräch mit jugendlichen Bewohnern
Nach den zahlreichen Vorfällen in Frankfurt wurde nicht nur die Polizeipräsenz im Pablo-Neruda-Block erhöht. Auch im nahe gelegenen Mehrgenerationenhaus Mikado wurden die Öffnungszeiten bis 21 Uhr verlängert. Der Treffpunkt sei für Jugendliche der einzige Treffpunkt im Zentrum, sagte Mitarbeiterin Amira Helm.
Allerdings würden die Angebote nicht ausreichen, sagte Helm, die im Mikado seit acht Jahren Integrationsarbeit betreibt. "Ich wünsche mir, dass man sie ins Boot holt." Um die Jugendlichen langfristig zu beschäftigen, müsse man sie fragen, worauf sie Lust hätten.
Als Nächstes soll ein Gespräch mit den im Pablo-Neruda-Block lebenden Jugendlichen stattfinden – das wurde am Mittwoch beschlossen. Ein konkreter Termin steht noch nicht fest.