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Zahl der Vögel geht stark zurück
Der Weißstorch gehört zu Polen - das ist und war eigentlich schon immer so. Doch in den letzten Jahren ist die Zahl der Vögel dort stark zurückgegangen. Woran liegt das und was bedeutet das für ihre Artgenossen in Brandenburg?
Nach Spanien leben nirgendwo anders auf der Welt so viele Weißstörche wie in Polen. Daher gilt unser Nachbarland als das Land der Störche. Gut ein Viertel der gesamten Storch-Weltpopulation hat dort seine Heimat. Doch die Zahlen der hier lebenden Störche geht seit Jahren zurück.
"Landesweit haben wir 20 Prozent der Storchenpopulation verloren. Im Südwesten Polens haben wir in den letzten 20 Jahren sogar 35 Prozent der Population verloren", sagte Storchenforscher Krzysztof Gajda dem rbb. Und das hat seine Gründe: Viele Nester sind dieses Jahr in Polen leer geblieben. Wo früher wilde Feuchtwiesen waren, findet man heute Mais-Monokulturen. Die Störche fänden also kaum noch Futter, sagte Gajda. Gründe dafür sind etwa der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Aber auch der Klimawandel mit seinen zunehmenden Hitze- und Dürre-Perioden.
Viele dieser Tiere müssten sich also anpassen, um nicht zu verhungern. So würden sie mittlerweile auch Müll fressen, Deponien sicherten polnischen Störchen zunehmend das Überleben. Vergiftungen blieben da nicht aus, so Gajda. Neben dem Monitoring der Bestände versuchen lokale Umweltbehörden dem Populationsrückgang mit künstlichen Nistgelegenheiten entgegenzuwirken. Mehr Frösche und Insekten werden die Störche dadurch wohl nicht für die Küken-Aufzucht finden.
Das hat auch Auswirkungen auf den Brandenburger Bestand, der immer weniger durch die polnische Population gestärkt wird. Zwischen 2014 und 2022 sank die Zahl der hier lebenden Störche laut Naturschutzbund (Nabu) um zehn Prozent.
Das vergangene Jahr sei durch Trockenheit für den Nachwuchs ein schlechtes gewesen, sagte der Nabu-Weißstorchexperte für Südbrandenburg, Holger Teichert. Die Zahl der Jungstörche sei im Süden Brandenburgs um etwa zehn Prozent gesunken. Nahrungsmangel habe dazu geführt, dass Weißstörche ihre Jungen teilweise nicht mehr aufziehen konnten. Das Wasser in nahen Gräben habe gefehlt und es habe weniger Würmer und kleine Insekten gegeben. "Störche, die nicht satt werden, entfernen Jungtiere", erklärte Teichert.
Das sei deutschlandweit aber kein einheitlicher Trend, wie Nabu-Storchenexperte Kai-Michael Thomsen erklärte. Derzeit leben knapp 10.000 brütende Weißstorchpaare in der Bundesrepublik. Gerade in den westlichen Regionen Deutschlands sei die Populationsentwicklung sehr positiv. Dies liege am unterschiedlichen Überwinterungsverhalten der Tiere. Diese zögen westwärts nur noch bis Spanien oder Frankreich. "Ein Storch, der im Westen Deutschlands brühtet, braucht nur 2.000 Kilometer zu fliegen, um in sein Überwinterungsgebiet zu kommen", so Thomsen.
Dies bestätigte auch Holger Teichert vom Nabu. In Spanien oder Frankreich suchten sie meist Platz in der Nähe von Müllkippen. "Ein Festessen, dort gibt es Ratten und Mäuse. Allerdings lauern auch Gefahren, denn Störche können sich an Plastikmüllresten verletzen", so Teichert.
Zusätzlich setzten der Klimawandel und der Anbau von landwirtschaftlichen Monokulturen den Störchen zu, ergänzte Kollege Thomsen. In Zukunft rechnet der Storchenexperte deshalb mit einer weiteren Ausbreitung der westziehenden Tiere. "Das wird dann auch dazu führen, dass Ostdeutschland von den westziehenden Störchen stärker besiedelt wird. Das merken wir eben schon", so Thomsen weiter.
Wie sich hingegen die Zahlen der ostziehenden Tiere entwickeln wird, das hänge laut Thomsen von verschiedenen Faktoren ab - wie etwa der Klimaentwicklung in Ostafrika und dem Ausbau der Landwirtschaft.
Sendung: Antenne Brandenburg, 31.05.2023, 15:40 Uhr
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