Queere Veranstaltung an der Grenze
Menschen aus Polen und Deutschland haben am Sonntag beim ersten grenzüberschreitenden Christopher Street Day (CSD) der Saison demonstriert. Etwa 150 Teilnehmer zogen durch die polnische Grenzsstadt Gryfino auf die deutsche Seite nach Mescherin (Uckermark) und wollten dabei nach eigenen Angaben auf die Rechte von queeren Menschen (unter anderen Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transpersonen) aufmerksam machen.
Die grenzüberschreitende Veranstaltung wurde von zwei polnischen Vereinen organisiert. Sie fand im vergangenen Jahr zum ersten Mal statt.
Im Vordergrund der Demonstration stand die Lage von queeren Menschen in Polen: "Die Menschen gehen dafür auf die Straße, dass in Polen endlich Gleichberechtigung für alle kommt, dass endlich Schwule und Lesben keine Angst haben müssen und genau wie jeder andere Mensch behandelt werden müssen“, sagte Mitorganisatorin Marta Szuster dem rbb.
Laut der Aktivistin verlaufen ähnliche Demonstrationen in Polen nicht immer störungsfrei: "Bei solchen Paraden, zum Beispiel vor zwei Jahren in Stettin, wurden wir mit Steinen und Aschenbechern beworfen. Immer wieder kommt es zu Gewalttaten und deswegen ist umso wichtiger, dass wir hier sind", sagte Szuster dem rbb. Sie freue sich, dass man zwischen Gryfino und Mescherin fröhlich und ohne Angst demonstrieren und feiern konnte.
Laut einer Umfrage der Europäischen Agentur für Menschenrechte [fra.europa.eu] sind queere Menschen in Polen europaweit am unzufriedensten mit ihrem Leben. Auch der Prozentsatz von Menschen, die sexuelle Gewalt aufgrund ihrer sexuellen Orientierung erlebt haben, sei in Polen höher als nirgendswo in Europa.
Im aktuellen "Rainbow-Index" der Menschenrechtsorganisation ILGA belegt Polen den letzten Platz unter den EU-Ländern. Der Index analysiert jährlich die Entwicklung der Rechte von queeren Menschen in 49 europäischen Nationen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 08.05.2023, 10:30 Uhr
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