Oder-Spree
Wärmepumpe und Firmen für die nachhaltige Umrüstung der Heizung stehen bereit, doch es fehlt die Bohrgenehmigung. Seit sieben Monaten wartet ein Groß Lindower auf Antwort der Wasserbehörde. Von Tony Schönberg
Die Pläne für den Abschied von Öl- und Gasheizungen erhitzen die Gemüter. Nach dem vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf soll von 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Während einige Brandenburger den Plänen skeptisch gegenüberstehen, sind andere schon jetzt bereit auf Alternativen zu wechseln, scheitern aber zum Teil an der Bürokratie.
Armin Jähnig lebt seit rund 20 Jahren in Groß Lindow (Oder-Spree). Die Heizungsanlage seines Einfamilienhauses hat die besten Zeiten hinter sich und soll ausgetauscht werden. Statt einer neuen Gasheizung hat sich der Rentner schon im vergangenen Jahr für eine Erdwärmepumpe entschieden, um künftig seine 60 Quadratmeter Wohnfläche klimafreundlich zu versorgen. "Wir sind davon überzeugt, dass das die Zukunft ist und bei dem, was mit dem Klima los ist, geht es gar nicht anders."
Rund 20.000 Euro hat Jähnig bereits investiert - Austausch der Heizkörper inklusive. Vor drei Monaten hat der Monteur das neue Gerät geliefert. Seitdem stehen Wärmepumpe, Pufferspeicher sowie weitere Einbauteile im Keller und verstauben.
Was fehlt, ist eine Genehmigung für die Erdbohrungen. "Die Bohrung wurde schon im August vorigen Jahres beantragt", sagt Hausbesitzer Jähnig. "Wir haben am 17. Oktober dann die Rückmeldung von der Unteren Wasserbehörde bekommen, dass der Antrag eingegangen ist. Dann dachten wir, dass die Bohrungen durchgeführt werden, aber es hat sich bis heute nichts getan." Auf regelmäßige Anfrage des Rentners hieß es wiederholt, dass der Antrag noch nicht bearbeitet wurde. Damit sind seit dem Eingang sieben Monate vergangen.
Für die Erdwärme-Pumpe muss Armin Jähnig Löcher in seinen Garten bohren lassen. Wie im umgekehrten Prinzip eines Kühlschranks wird Flüssigkeit dann in der Tiefe erwärmt und über Schläuche ins Haus geleitet. Die geplanten Kosten allein für die Erdarbeiten belaufen sich laut Vertrag auf nochmals 16.000 Euro. "Von der Firma wurde mir gesagt, dass zwei Bohrungen 80 Meter tief notwendig sind - in entsprechendem Abstand zueinander und zur Nachbargrenze."
Damit beauftragt wurde das Spezialbau-Unternehmen für Geothermie von Karsten Müller aus Beeskow. Er hat auch den Antrag beim Landkreis gestellt. Ihm zufolge ist die Familie Jähnig nicht die einzige, die derzeit auf Rückmeldung wartet. "Bei mir sind zurzeit 15 Anträge in der Schwebe", sagt Bohrfachmann Müller. "Manche warten seit einem halben Jahr und die Wartezeiten belaufen sich auf sechs bis acht Monate. Normalerweise müsste das alles viel schneller gehen. Wenn sie das wirklich vorantreiben wollen, dann müsste das in vier Wochen gehen."
Auf Nachfrage räumt das zuständige Baudezernat des Landkreises die langen Wartezeiten ein. Zum einen fehlt es an Personal, welches die Anträge bearbeiten kann, sagt Dezernent Sascha Gehm. Viele Mitarbeiter gingen in den Ruhestand, neue Fachkräfte seien schwer zu finden und müssten dann erst eingearbeitet werden.
Darüber hinaus habe sich die Zahl der Anträge in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. "Von 2021 zu 2022 haben wir einen Aufwuchs von 74 auf 133 Anträge gehabt", so Gehm. "In diesem Jahr werden wir wahrscheinlich bei 100 Anträgen landen." Der Rückgang liege an der aktuell rückläufigen Bau-Konjunktur. Künftig rechnet Gehm aber wieder mit starken Zuwächsen, vor allem wenn nicht nur Neu-, sondern auch Bestandsgebäude auf Nachhaltigkeit umgerüstet werden müssen.
Als weiteren Grund für die langen Wartezeiten führt der Baudezernent die komplexen Genehmigungsverfahren an. Denn nicht überall könne einfach gebohrt werden, ohne mögliche Probleme in den Bodenschichten zu bekommen. "Es geht um die Frage von Salzwasser-Aufstieg ins Grundwasser - also Trinkwasser-Versorgung auch in Wasser-Schutzgebieten. Es geht darum, ob Wasser-Leiter unter Druck stehen und im Zweifelsfall Wasser dann auch auf dem Grundstück nach oben drückt und sogar dazu führen kann, dass Gebäude unterschwemmt werden." Entsprechende Fälle hat es Sascha Gehm zufolge in der Vergangenheit beispielsweise in der Uckermark gegeben.
Um den Antrags-Stau in der Behörde zu bewältigen, sollen nun kurzfristig Mitarbeiter aus anderen Bereichen bei der Bearbeitung aushelfen. Langfristig ist mehr Personal für die zuständige Abteilung denkbar.
Der Fall von Armin Jähnig aus Groß Lindow soll jetzt noch einmal geprüft werden. Immerhin: Die Photovoltaik-Anlage zum Betrieb der Wärme-Pumpe auf seinem Dach ist schon fertig. Allerdings fehlt seit über einem Monat die Genehmigung vom Netzbetreiber, den Strom auch einspeisen zu dürfen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 17.05.2023, 14:10 Uhr
Beitrag von Tony Schönberg
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