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Video: rbb|24 | 20.06.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Quelle: dpa/R.Schlesinger

Viel Verkehr und viele Unfälle

Voll gefährlich

Dichter Verkehr, Baustellen, viele Unfälle: Die Autobahn 12 zwischen der polnischen Grenze und Berliner Ring ist für viele Probleme bekannt. Steigende Unfallzahlen auf einem Abschnitt rücken die A12 nun in den Fokus.

Die Bundesautobahn 12 ist eine Hauptverkehrsader zwischen Ost und West: Von der Grenze zu Polen zieht sich die A12 über 58 Kilometer und vier Spuren bis zum Berliner Ring. Nach einer Studie der Industrie und Handelskammer Ostbrandenburg (IHK) fahren hier so viele Lastwagen wie nirgendwo anders in Deutschland.

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Staus und zähfließender Verkehr sind ein Dauerproblem. Lange sorgten die Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Polen für Behinderungen. Als sie 2007 wegfielen, änderte dies die Situation aber nicht wirklich: Stattdessen vervielfachte sich der Verkehr auf im Schnitt 18.000 LKW täglich. Hintereinander gestellt wäre das etwa die Strecke von Frankfurt (Oder) bis Hannover - jeden Tag neu.

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"Wirtschaftlich eine Katastrophe"

Michael Lange, der in Frankfurt (Oder) ein Transport- und Logistik-Unternehmen betreibt, schildert Probleme mit Lastern im Stau, gerissenen Ladezeiten und Ware, die nicht mehr ausgeliefert werden konnte. "Wenn der Anfang der Woche nicht läuft, kann man die Woche schon abhaken", sagt Lange. "Wirtschaftlich eine Katastrophe. Es ist alles aufeinander abgestimmt, wir planen wirklich schon mit großen Zwischenräumen. Aber wenn man bis zu vier Stunden steht, ist das nicht mehr aufzuholen."

Lange hat jedoch nur wenig Verständnis dafür, dass den LKW-Unternehmen ein Teil der Schuld für die Situation auf der Autobahn zugeschoben wird. "Wir fahren nicht zum Spaß auf den Autobahnen", sagt er. "Wir fahren mit Ware, die von irgendjemandem bestellt wurde - vom Handel, der Industrie oder Wirtschaft, oder von den Verbrauchern selbst." Für die Zukunft sei es aber wichtig, über Alternativen für den Liefer- und Lagerverkehr nachzudenken, meint er. "Wichtig wäre zu überlegen, welche Transporte und Verkehre überhaupt erforderlich sind."

Video | Unfall auf der A12

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Verdopplung der LKW-Zahlen bis 2023?

Verkehrsexperte Guido Noack von der IHK geht nicht davon aus, dass der Warenverkehr geringer wird. Im Gegenteil: Prognosen zufolge steigt die Zahl der Laster bis 2030 voraussichtlich noch einmal um 50 Prozent. Die IHK fordert deshalb den sechsspurigen Ausbau der Autobahn und eine Ertüchtigung des Schienen-Netzes von und nach Polen. "Wir brauchen unbedingt ein zweites, elektrifiziertes Gleis auf der Ostbahn", sagt Noack. "Wir müssen über Kapazitätserhöhungen auf der Bahnstrecke Berlin - Frankfurt nachdenken. Da haben wir Engstellen um Frankfurt herum. Tesla plant auch, Züge auf diese Bahnstrecke zu bringen."

Der Experte geht davon aus, dass die Verkehrszunahme etwa 140 Güterzügen entspräche. "Und wenn wir bedenken, dass wir jetzt 70 bis 80 Güterzüge am Tag auf dieser Strecke haben, weiß man, wie viele Bahnstrecken noch nötig wären, um den zusätzlichen Verkehr zu bewältigen."

Baustelle wird zum Unfall-Risiko

Doch seit Anfang diesen Jahres verschlimmert sich die Situation noch: Laut Polizeistatistik sind die Unfallzahlen auf der Fahrspur Richtung Berlin stark gestiegen. Bereits zwei Tote und 70 Verletzte hat es kurz vor dem Dreieck Spreeau gegeben - zumeist Auffahrunfälle am Stauende, weil aufgrund von Bauarbeiten auf dem südlichen Berliner Ring nur noch eine Fahrspur zur Verfügung steht. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens aus Richtung Polen staut sich der Verkehr zurück bis auf die A12. Knapp sechs Monate wird gebaut, in denen sechs Kilometer Fahrbahn erneuert werden.

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Polizei reagiert mit Kontrollen

Nach drei schweren Verkehrsunfällen in den letzten Monaten - unter anderem mit über 50 Verletzten bei einem Busunfall - ist die Geschwindigkeit vor der Baustelle auf 80 km/h beschränkt. Dort kam auch ein Blitzer zum Einsatz, der innerhalb von nur zwei Wochen mehr als 15.000 Raser registriert hat. Zudem führt Polizei mehr Kontrollen durch. Dabei kommen unter anderem Videowagen zum Einsatz. "Wir gucken auf PKW-Verstöße, Geschwindigkeiten, Abstände", sagt ein Polizeibamter. "Bei den LKW schauen wir auf Überholverbote und Handy-Ablenkungen." Auffällig sei der oft zu geringe Sicherheitsabstand.

Verantwortlich für den Autobahnbau ist das Bundesverkehrsministerium mit der bundeseigenen Autobahn GmbH. Laut Sprecher Ralph Brodel waren Arbeiten am Untergrund der A12 überfällig. Auf dem südlichen Berliner Ring werde aktuell in Rekordzeit gearbeitet, betonte er. Anfang Juli soll alles fertig sein - und zumindest dieses Problem gelöst.

Mit Material von Michael Lietz

 

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 20.06.2023, 19:30 Uhr

"A12 - Brandenburgs gefährlichste Autobahn?": Um 22 Uhr läuft zur A12-Thematik im rbb Fernsehen die dazugehörige Reportage.

 

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