Naturschutz versus Freizeitspaß
Menschen zieht es zu dieser Jahreszeit oft ins Freie, in die Natur. Doch in Naturparks und anderen Schutzgebieten haben Flora und Fauna Vorrang und nicht die Freizeitgelüste der Besucher. Ranger haben alle Hände voll zu tun.
Sich frei und ungezwungen in der Natur bewegen, daran ist zunächst nichts Verwerfliches. Wenn allerdings der Mensch auf seinem Naturtrip seine gesamten Zivilisationsangewohnheiten mitschleppt, setzen Ranger und Rangerinnen der Freiheit Grenzen: Nicht jeder weiß sich in den Schutzgebieten und darüber hinaus zu verhalten.
Für Milena Kreiling, Rangerin der Naturwacht im Nationalpark Unteres Odertal in der Uckermark, ist das Pochen auf Verhaltensregeln keine einfache Aufgabe. Denn der Park ist über 10.000 Hektar groß, zieht sich nahe Schwedt in einem schmalen Streifen an der Oder entlang. Gerade im Sommer zieht es viele Besucher hierhin, um diese einzigartige Landschaft hautnah zu erleben.
"Es immer wieder vor, dass wir es mit unangeleinten Hunden zu tun haben", so Kreiling.
Auch wenn die Hunde nicht ihrem Jagdtrieb nachgingen, schreckten sie Wildtiere auf, Brutvögel verließen ihre Gelege, kehrten dann oftmals nicht wieder zurück, ergänzt Naturwachtchefin Britta Schmidt.
"Teilweise gibt es auch Leute, die mit dem Auto direkt ins Gebiet fahren, dort zelten oder Feuer machen", klagt Kreiling. Und dann gebe es noch die Müllablagerungen. "Wir haben extra wenige Müllkörbe im Nationalpark, weil wir sagen, dass die Leute ihren Müll wieder mitnehmen sollen, denn die Menschen sind hier der Gast und die Natur hat hier den Vorrang", erklärt Rangerin Schmidt. Doch manchem Besucher wolle dies nicht in den Kopf. Selbst Sondermüll werde schonmal in einem Schutzgebiet verklappt.
Generell gesprochen ist die Oder ein Paradies für Angler – auch wenn das Fischsterben im vergangenen Jahr dies ein wenig eingetrübt hat. Doch um hier seine Rute auswerfen zu können, muss man über einen Fischerei-Schein und eine Oder-Angelkarte verfügen.
Um es den Petrijüngern einfacher zu machen, hat die Nationalparkverwaltung ein spezielles Merkblatt herausgegeben. Das werde jedes Jahr aktualisiert, so die Rangerin. "Generell gilt im Nationalpark ein Frühjahrs-Angelverbot, dass heißt, man darf in den Poldergewässern nicht angeln, es sei denn, sie sind in der mitgelieferten Karte grünmarkiert. Ansonsten darf in den rotmarkierten Flächen überhaupt nicht geangelt werden und in den weißen Flächen ist es erst nach dem 1. Juli wieder erlaubt", betont Kreiling.
Aber nicht alle halten sich an die Regeln. Deswegen ist Milena Kreiling oft auf Patrouille. Aktuell sei es im Park noch ruhig, weil die Sommerferien noch nicht angefangen haben.
Das schlimmste Problem für die Rangerin sind illegale Feuerstellen. Leider finde sie immer wieder die Überreste hiervon. "Daher sind wir Ranger auch noch spät am Abend, an Wochenenden und Feiertagen im Nationalpark unterwegs, um so etwas zu unterbinden. Das ist gerade jetzt bei der Trockenheit eine große Gefahr", unterstrich Kreiling.
Auch verbal sei es für die Rangerinnen und Rangern der Naturwacht nicht einfach, an die Menschen heranzukommen. "Der Ton ist oft rau, ganz einfach auch, weil sich viele Menschen nicht an die Regeln im Park halten wollen", berichtete Britta Schmidt. "Wir haben aber gottseidank wenige Situationen, wo es brenzlig für unsere Rangerinnen und Rangern wird. Aber wenn, dann ist es natürlich das wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen einfach wissen Sie es, wie sie sich verhalten müssen, damit sie nicht selbst zu Schaden kommen", so Schmidt weiter. Ungemütlich kann es werden, wenn die Ranger auf größere Gruppen träfen, wo dann auch noch Alkohol im Spiel sei.
Der Nationalpark Unteres Odertal befindet sich fernab von großen Ballungszentren und bleibt bis jetzt von den Touristenmassen weitestgehend verschont. Doch es ist nicht in allen Brandenburger Nationalparks der Fall. "Wir wünschen uns natürlich, dass die Leute rausgehen, dass sie die Natur in den Nationalen Naturlandschaften genießen, gerne auch mal eine Tour mitmachen und sich dabei einfach an die Gebote halten, die in der Natur zu beachten sind", so Schmidt abschließend.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 19.06.2023, 19:30 Uhr
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