Fürstenwalde (Oder-Spree)
Der Kreis Oder-Spree plant, rund 100 Geflüchtete in der Turnhalle des Oberstufenzentrums bei Fürstenwalde unterzubringen. Dagegen schlägt jetzt ein Teil der Schülerschaft Alarm. Sie sehen ihren Unterricht in Gefahr.
Rund 150 Schüler der Oberstufenzentrums Palmnicken haben am Montagvormittag in Fürstenwalde (Oder-Spree) gegen Pläne zur Umnutzung einer Turnhalle demonstriert. Das berichteten Reporter des rbb von vor Ort. Die Halle soll laut der Verwaltung des Kreises kurzfristig zu einer Notunterkunft für etwa 100 Geflüchtete werden.
Circa 3.000 Schüler und Auszubildende lernen am Oberstufenzentrum nördlich von Fürstenwalde. Allein die Abiturstufe zählt knapp 500 Schüler. Die Sporthalle wird für Arbeitsgemeinschaften und den Schulunterricht genutzt.
Dies sei im neuen Schuljahr nicht mehr möglich, hieß es von den Demonstrierenden, die mit Protestschildern durch die Innenstadt gezogen waren. Sie forderten ein Mitspracherecht in den Beschlüssen. "Wir haben vor, dass unsere Stellung vertreten wird und das, was uns wichtig ist - und zwar unser Sportunterricht -, gesichert werden kann", sagte Schülersprecherin Skadi Jerominek.
Die Schüler betonten dabei explizit, sich nicht gegen die Unterbringung von Geflüchteten zu stellen. "Wir wollen in keinen politischen Zusammenhang gebracht werden", sagte Jerominek weiter. Allerdings gebe es bessere Alternativen als die Menschen im Oberstufenzentrum unterzubringen.
Bürgermeister Matthias Rudolph (Wählervereinigung Bündnis Fürstenwalder Zukunft) hat stattdessen vorgeschlagen, eine Tennishalle in Fürstenwalde zu nutzen. "Dieses Tennis-Center ist schon mal von uns als Notunterkunft für ukrainische Geflüchtete genutzt worden", so Rudolph am Montag am Rande der Demonstration. "Das zeigt, dass ja Möglichkeiten bestehen, die mit großer Wahrscheinlichkeit besser sind als die Sporthalle."
Auch Schulleiter Axel Schmook plädierte für die Unterbringung in der Tennishalle. Er habe erst aus den Medien von den Absichten des Landkreises erfahren, sagte er, und forderte vor allem eine zeitnahe Entscheidung. Wo der Sportunterricht für die Schüler ab Herbst stattfinden soll, wisse es nicht. "Ich muss den Unterricht gewährleisten und die Planungen für das nächste Schuljahr laufen jetzt. Das heißt, wir müssten jetzt eigentlich wissen, wenn uns die Halle nicht zur Verfügung steht, in welche andere Halle die Schüler dann gehen oder gefahren werden müssen, was dann auch den Stundenplan betrifft."
Der Landkreis verwies am Montag auf die angespannte Lage bei der Unterbringung von Geflüchteten. Die Kapazitätsgrenzen seien längst überschritten. Die Halle sei eine Notlösung, sagte Sozialdezernentin Angelika Zarling.
Kritik, dass der Kreis seine Entscheidung für Fürstenwalde nicht kommuniziert habe, widersprach Zarling. Der erste Beigeordnete der Stadt Fürstenwalde und auch der Schulleiter seien vorab informiert worden, dass die Turnhalle bis Ende Dezember gebraucht werde, sagte sie. Zum Vorschlag, stattdessen die Tennishalle zu nutzen, sagte die Sozialdezernentin: "Gerne würden wir das Angebot prüfen und schauen, ob die Tennishalle geeignet ist, um Flüchtlinge unterzubringen. Da muss jetzt noch einmal baurechtlich und brandschutztechnisch geschaut werden, ob die Halle geeignet und groß genug ist."
Sendung: Antenne Brandenburg, 10.07.2023, 14:10 Uhr
Mit Material von Michel Nowak und Martin Krauß
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