Alternative Weidemethoden
Um Kühe künftig glücklicher zu halten und die Landwirtschaft zu stärken, forschen Weidehalter sowie Wissenschaftler an alternativen Weidemethoden. "Mob Grazing" auf abgezäunten Teilflächen zeigt in der Uckermark erste Erfolge für Mensch und Tier.
Auf dem Gut Temmen in der Uckermark werden derzeit mit wissenschaftlicher Unterstützung der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) alternative Weidemethoden erprobt. Nach dem "Mob Grazing”-Konzept stehen die 300 weißen Charolais Rinder derzeit dichter beieinander und wechseln regelmäßig zwischen abgezäunten Teilflächen.
Durch die Rotation der Rinder werde das Gras nur noch etwa zur Hälfte gefressen, bevor die Kuhherde auf die nächste Fläche getrieben wird, sagt der Zuständige der Weidehaltung auf dem Gut Temmen, Ruven Hener, dem rbb. Das niedergetrampelte Gras bilde eine Mulchschicht und biete dem Boden so mehr Schatten.
Demnach könne der Boden besser und länger Feuchtigkeit halten. "Ganz anders würde es aussehen, wenn die Kühe auf dem Platz geblieben wären, dann wäre es kahl", so Hener weiter. Mit der neuen Methode versucht das Gut ihre Rinder, trotz trockenheitsgefährdeter Weiden, satt zu kriegen und gleichzeitig mehr Wasser in der Landschaft zu halten.
50 Prozent der Weide-Reste sollen in die Gesundheit der Böden investiert werden und somit auch in die Zukunft der Landwirtschaft. Die weiteren 50 Prozent sollen in die Tiere investiert werden, sagte Agrarwissenschaftle Nils Zahn. Der Forscher schreibt derzeit seine Doktorarbeit zum Thema alternative Weidehaltung an der HNEE.
Ziel der Forschung sei, die Landschaft zu stärken. "Wir wollen natürlich auch Erträge stärken und dadurch auch Ökonomie. Aber es ist ganzheitlich gedacht", so Zahn weiter.
Der optimale Wechselrhythmus für die Tiere und wie sich das Verfahren langzeitig auf die Feuchtigkeit in den Bodenschichten auswirkt, werde derzeit noch erforscht. Dennoch sehe das Gut Temmen erste Erfolge. "Für uns funktioniert das Konzept und für die Tiere auch", so Hener weiter.
Zudem soll das "Mob Grazing"-Konzept eine innere Ruhe in der Herde erzeugen. "Wenn sie sich auf der Weide begegnen, müssen sie sich nicht streiten um den Grashalm. In zwölf Stunden geht da der Zaun auf und es gibt etwas Neues", sagte Hener. Auch für die Weidehalter sei die Arbeit unter dem neuen Konzept ruhiger, denn der schnelle Umtrieb senke den Stresspegel bei Mensch und Tier. "Es ist einfach ein schönes Arbeiten", so Hener weiter.
Zwar müssten die Rinder nach dem neuen Verfahren mehr trinken, da sie in jedem abgesteckten Areal Zugang zu Wasser benötigen, ansonsten halte sich der Mehraufwand aber in Grenzen. Nach einer Zeit der Weidewirtschaft sollen diese Flächen wieder Äcker für Getreide werden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 17.07.23, 14:42 Uhr
Mit Material von Fred Pilarski
Artikel im mobilen Angebot lesen