Nach Brand im Mülllager
Nach einem Großbrand in einem Lager mit Chemieabfällen in der polnischen Stadt Zielona Góra sind Anwohner wegen möglicher Folgen verunsichert. Ob das Grundwasser kontaminiert ist, steht noch nicht fest.
Zwar sind die Flammen nach dem Brand einer Mülldeponie mit Chemieabfällen bei Zielona Góra (Polen) längst gelöscht, doch das Gelände ist weiterhin von der Feuerwehr abgeriegelt. In den nächsten Tagen soll die Entsorgung der Abfälle beginnen, sagte der zweite Bürgermeister von Zielona Góra, Krzysztof Kaliszuk, am Montag dem rbb.
Knapp drei Millionen Euro werden von der Stadt Zielona Góra für die Beseitigung der Deponie eingesetzt, etwa zehn Millionen Euro steuert das Land bei. Vor knapp zwei Wochen begann eine Spezialfirma damit, die mit Löschwasser kontaminierten Gewässer am Rande der Deponie zu reinigen.
Das Feuer war im vergangenen Monat ausgebrochen, rund 50 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. In einer Lagerhalle hatten 5.000 Tonnen Chemieabfälle gebrannt. Meterhohe schwarze Rauchschwaden stiegen darüber auf. Die Stadtverwaltung hatte anfangs eine Evakuierung der Anwohner angekündigt, weil sie giftige Gase fürchtete. Später gab sie Entwarnung.
Die Anwohner werden derzeit über aktuelle Werte der Luftqualität informiert, doch wie viel kontaminiertes Löschwasser in die Umwelt gelangt ist, sei derzeit noch unklar. Das Marschallamt Lebus (Märkisch-Oderland) warte derzeit noch auf die Ergebnisse der Grund- und Abwasseruntersuchungen, sagte Pressesprecher Pawel Kozlowski. "Die Proben, die am 2. August in Przylep entnommen wurden, werden von einem unabhängigen Institut aus Poznan untersucht", so Kozlowski weiter.
In einem kleinen Wasserkanal in der Nähe des Brandes wurden schon häufiger Hinweise auf eine mögliche Kontamination gefunden. Ob sie vom aktuellen Brand stammen, ist derzeit noch unklar. Denn in Zielona Góra werden seit Jahren chemische Abfälle zwischengelagert – auch aus Deutschland.
Mehr als 2.000 illegale Halden gibt es in Polen dem polnischen Statistischen Hauptamt zufolge. Müll aus Deutschland und anderen Ländern wird tonnenweise in Polen gelagert: Laut der polnischen Umweltschutzbehörde GIOS wurden allein im vergangenen Jahr 300.000 Tonnen Müll importiert.
Auch Polens stellvertretender Umweltminister Jacek Ozdoba wirft vor allem Deutschland vor, seinen Müll in Polen abzuladen. Inzwischen plant das polnische Umweltministerium, Deutschland wegen der illegalen Abfälle vor dem europäischen Gerichtshof (EuGH) zu verklagen, wie das Ministerium Mitte Juni dem rbb mitteilte.
Gegen das Lager hat es schon viele Proteste gegeben. Geholfen habe bislang nichts, beklagen die Anwohner. Sie bemängeln das Krisen- und Informationsmanagement rund um das Brandgeschehen. "Die interessieren sich gar nicht für uns, wir erfahren alles vom Hören und Sagen", so ein Anwohner. Es gäbe keine konkreten Informationen oder Aushänge. "Ein Mal sagen sie, dass das Wasser kontaminiert ist, dann heißt es wieder, dass das Wasser in Ordnung ist." Und so gehe es immer weiter.
Sendung: Antenne Brandenburg, 21.08.2023, 16:12 Uhr
Mit Material von Sabine Tzitschke
Artikel im mobilen Angebot lesen