Landgericht Frankfurt (Oder)
Der Überfall auf die Frankfurter "Frosch"-Diskothek liegt schon mehr als fünf Jahre zurück. Obwohl es den Club nicht mehr gibt, steht eine juristische Aufarbeitung der Ereignisse noch immer aus. Am Montag startet der Prozess. Von Dorett Kirmse
Mit Messern, Steinen und Knüppeln bewaffnet soll im August 2018 eine Gruppe von 15 Männern auf Besucher des Frankfurter Musikclubs "le frosch" losgegangen sein. Sieben Menschen wurden damals verletzt. Fünf Tatverdächtige aus Syrien und Palästina wurden festgenommen.
Einer davon, ein 45 Jahre alter Mann aus Syrien, wurde bereits im November 2020 zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Gegen die übrigen vier Männer im Alter zwischen 25 und 27 Jahren beginnt am Montag das Verfahren. Die Anklage wirft ihnen unter anderem schweren Landfriedensbruch, Bedrohung und gefährliche Körperverletzung vor, einem mutmaßlichen Täter auch versuchten Totschlag. Am Montag beginnt der Prozess.
"Für den besonders schweren Fall des Landfriedensbruchs und die gefährliche Körperverletzung sind Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren gesetzlich vorgesehen. Der versuchte Totschlag ist mit einer Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren sanktioniert“, erklärt Gerichtssprecherin Kathleen Labitzke.
Dem Angriff vorausgegangen war laut Anklage eine verbale Auseinandersetzung zweier Angeklagter mit zwei anderen Personen in dem Musikclub. Der Betreiber des Clubs habe die Angeklagten daraufhin des Clubs verwiesen. Einer der Angeklagten soll im Anschluss mehrere Personen angerufen haben, die ihn unterstützen sollten. Die so entstandene Gruppe soll sich daraufhin mit Steinen, Messern und Knüppeln bewaffnet haben.
Die Männer seien mit "Allahu Akbar"-Rufen auf den Club zugestürmt, schildert eine Augenzeugin die Geschehnisse von damals. Sie habe noch nie einen derartigen Gewaltausbruch im Frankfurter Nachtleben erlebt. An diesem Abend seien sie und ihre Freunde "vom Schlimmsten ausgegangen".
Fensterscheiben gingen zu Bruch. Mit einem Messer soll einer der Angeklagten durch eine zerschlagene Scheibe auf Besucher und die Betreiber des Clubs eingestochen haben, die sich im Club verbarrikadiert hatten.
Der Hauptangeklagte, ein 27 Jahre alter Mann aus Syrien, wird von der Rechtsanwältin Désirée Schrade verteidigt. Sie sagt, das Verfahren komme zu spät. Ihr Mandant habe sich mittlerweile gut in Frankfurt integriert und eine Familie gegründet. Er spreche gut Deutsch und arbeite in der Gastronomie. Der Vorwurf des versuchten Totschlags gegen den Mann ist aus ihrer Sicht nicht haltbar: "Insgesamt gehe ich davon aus, dass mein Mandant freigesprochen wird", so Schrade.
Bereits 2020 sollte der Prozess am Frankfurter Landgericht beginnen, wurde aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Bei der Neuansetzung im vergangenen Jahr passierte eine weitere Panne: Der Vorsitzende Richter war befangen, weil er bereits als Staatsanwalt mit der Sache betraut war.
Für den Prozess sind bislang 15 Verhandlungstage angesetzt, laut Anklageschrift sollen 45 Zeugen gehört werden. Ein Urteil ist für Februar 2024 geplant.
Zur Zeit des Überfalls auf den Musikclub gab es in Frankfurt zahlreiche gewaltsame Auseinandersetzungen. Oberbürgermeister René Wilke (Linke) leitete deshalb sieben Ausweisungsverfahren gegen ausländische Straftäter ein und sorgte damit bundesweit für Aufsehen.
Das Ergebnis: Drei Männer wurden ausgewiesen, zwei sind weggezogen und gegen zwei läuft nach Angaben der Stadt das Verfahren noch. Die beiden sind Angeklagte in dem jetzt beginnenden Verfahren um den Überfall auf den "Frosch"-Club.
Sendung: Antenne Brandenburg, 02.10.2023, 09:10 Uhr
Beitrag von Dorett Kirmse
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