Machbarkeitsstudie vorgestellt
Der Pegel des Straussees sinkt seit Jahren. Um dem entgegenzuwirken, könnte durch eine geplante Rohrleitung Wasser aus einem anderen See nach Strausberg fließen. Eine Machbarkeitsstudie hält das für realisierbar - aber erst in zehn Jahren.
Der Bau einer kilometerlangen Wasserleitung könnte das Austrocknen des Straussees in Märkisch-Oderland verhindern. Die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie dazu wurden am Dienstag präsentiert. Demnach wäre es technisch möglich, Wasser aus dem Rüdersdorfer Kriensee über ein Rohrsystem nach Strausberg zu pumpen. Der Pegel des Straussees ist in den vergangenen zehn Jahren um etwa einen Meter gesunken.
Vom Kriensee könnte in den Wintermonaten zwischen November und April ein Teil des Sümpfungswassers aus dem Rüdersdorfer Kalksteintagebau in den Norden des Straussees gepumpt und dort versickert werden, so die Ergebnisse der ersten Phase der Machbarkeitsstudie. Im Sommer sei das nicht möglich, weil der Müggelsee und die Woltersdorfer Schleuse zuverlässig mit Wasser versorgt werden müssen.
Um den Straussee zu retten, ist eine 17 Kilometer lange Rohrleitung im Gespräch, durch die 100 Liter Wasser pro Sekunde fließen sollen. Die Machbarkeitsstudie schätzt die Kosten auf acht bis zehn Millionen Euro, dazu kommen noch etwa 360.000 Euro Betriebskosten pro Jahr.
Die Betriebskosten könne die Gemeinde bewerkstelligen, so Elke Stadeler, Strausbergs Bürgermeisterin (parteilos). Anders bei den Baukosten: "Ich sehe nicht, dass wir in den nächsten Jahren so ein Projekt stemmen können", sagte sie dem rbb. Stadeler hoffe auf die Unterstützung des Landes Brandenburg.
Das Brandenburger Umweltministerium werde höchstens ein Teil der Kosten übernehmen können, sagte Jean Henker, Referatsleiter für Oberflächenwasser im Umweltministerium. Vor der Umsetzung müsse die Trägerschaft noch geklärt werden, so Henker: "Macht das die Stadt, ein Verband oder ein Verein? Das ist eine ganz wichtige offene Frage."
Die Bürgermeisterin zeigte sich sichtlich erfreut darüber, dass das Landesumweltamt nun grünes Licht für die zweite Phase der Studie gegeben hat. Der Haken dabei: Die Pumpen würden erst in rund zehn Jahren ihren Betrieb aufnehmen, so die Machbarkeitsstudie. Vorausgesetzt, die Stadt bekommt genug Fördermittel zusammen - danach würden noch Jahre für Planung und Bauarbeiten vergehen.
In einer zweiten Phase der Machbarkeitsstudie sollen die Untersuchungen vertieft werden, dabei soll es auch um chemische Fragen und um die Einleitstelle gehen.
2011 stand das Seewasser an einer Messstelle im Uferbereich bei rund 1,50 Meter. Aktuell sind es dort lediglich noch 20 Zentimeter. Ursprünglich speiste sich der Straussee aus kleinen Bächen und Grundwasser, so die Hydrologin Irina Engelhardt von der TU Berlin. Durch den Klimawandel sind diese Bäche inzwischen trockengefallen. Zusätzlich ist die atmosphärische Temperatur gestiegen. "Seen sind riesige freiliegende Wasserstellen. Nirgends verdunstet so viel Wasser wie auf Seen", erklärte sie. Dazu kommt, dass die Kiefernwälder der Umgebung viel Feuchtigkeit ziehen, aber sie nicht gut speichern können.
Bürgermeisterin Stadeler werde immer wieder von Menschen aus Strausberg gefragt, wie es mit ihrem See weitergehen soll. "Sie fragen: Was passiert mit unseren absackenden Häusern, mit unserem Grundstück?" Viele wollen zudem, dass das Freibad wieder in Betrieb genommen wird, so Stadeler. Seit 2019 ist das historische Freibad wegen des niedrigen Wasserspiegels geschlossen. 2025 sollte das Strausberger Freibad sein 100. Jubiläum feiern.
Sendung: Antenne Brandenburg, 25.10.2023, 15:20 Uhr
Mit Material von Philipp Gerstner
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