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Audio: rbb24 Inforadio | 09.10.2023 | Tony Schönberg | Quelle: dpa/Thomas Bartilla/Geisler-Fotopress

Aktion in Grünheide (Oder-Spree)

Über 1.000 Tesla-Beschäftigte bekennen sich erstmals offen zur IG Metall

Mehr als 1.000 Beschäftigte des US-Elektroautobauers Tesla haben nach Angaben der IG Metall bei einer erstmaligen Aktion in der Fabrik in Grünheide (Oder-Spree)gemeinsam bessere Arbeitsbedingungen eingefordert. Sie hätten sich in der Nacht- und Frühschicht mit IG Metall-Aufklebern auf T-Shirts gezeigt, teilte ein Sprecher der Gewerkschaft am Montag mit. Darauf stand laut Gewerkschaft: "Gemeinsam für sichere gerechte Arbeit bei Tesla". Die Aktion soll im Tagesverlauf weitergehen.

"Was die Tesla-Kollegen und Kolleginnen heute gemacht haben, das ist Gewerkschaft: Sie sind zusammen aufgestanden und haben mit ihrer kollektiven Aktion die vom Management geschürte Atmosphäre der Angst durchbrochen", sagte IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze.

Bilanz seit Produktionsstart im März

IG Metall kritisiert hohe Belastung und schlechtes Betriebsklima bei Tesla

Schlechte Arbeitsbedingungen, extreme Arbeitsbelastung

Laut Angaben der IG Metall beklagen sich Tesla-Beschäftigte immer wieder über schlechte Arbeitsbedingungen und eine extreme Arbeitsbelastung aufgrund kurzer Taktzeiten, Personalmangel und überzogener Produktionsziele. Den Angaben zufolge weisen sie auf gravierende Mängel beim Gesundheitsschutz und bei der Arbeitssicherheit hin, die nicht selten zu Krankenständen um die 30 Prozent und zu einer hohen Zahl von Arbeitsunfällen führen würden.

Schon im Januar 2023 kritisierte die IG Metall den Umgang mit den Mitarbeitern im Tesla-Werk. So herrsche unter den Mitarbeitenden Unmut über zu hohe Arbeitsbelastungen im Schichtsystem, Wochenendarbeit und zu wenig Personal. Darüber hinaus wurde eine "fehlende Führungskultur" bei Tesla angeprangert, was Debatten über Probleme erschwere.

190 meldepflichtige Unfälle zwischen Juni und November

Zuletzt berichtete der “Stern” von auffallend vielen Arbeitsunfällen in der Tesla-Fabrik in Grünheide. Demzufolge habe Tesla 190 meldepflichtige Unfälle zwischen Juni und November 2022 angegeben.

Nach Angaben der Gewerkschaft traten 2022 statistisch bei Autoherstellern und Zulieferern 16 meldepflichtige Unfälle bei 1.000 Beschäftigten auf. Wenn die Mitarbeiterzahl von Tesla für Mai 2022 von rund 4.000 Beschäftigten zugrunde gelegt wird, läge die statistische Zahl meldepflichtiger Unfälle der Branche bei 64 - das wären deutlich weniger als 190 im "Stern"-Bericht. Die Genossenschaft nannte dennoch konkreten Zahlen für Tesla.

In der Tesla-Fabrik ereigneten sich nach Angaben des Brandenburger Sozialministeriums seit 2021 mindestens sieben schwere Arbeitsunfälle, in drei Fällen waren Tesla-Beschäftigte betroffen. Das Ministerium stufte die Zahlen nicht als ungewöhnlich ein. Der Autobauer verwies auf engmaschige Kontrollen der Behörden.

Unterstützungsaktion soll Dialog fördern

Parallel zu der Aktion im Werk veranstaltet die IG Metall am Montag eine Unterstützungsaktion um das Werk herum. Auf dem Weg zur Arbeit können Tesla-Kollegen am Montag an den Bahnhöfen Fangschleuse und Erkner sowie vor dem Werkstor mit erfahrenen Gewerkschaftern über ihre Probleme, Sorgen, Wünsche und Forderungen sprechen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.10.2023, 16:12 Uhr

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