Uckermark
Eine Schafsherde in der Uckermark ist in der Nacht zu Dienstag zum wiederholten Male Opfer eines Wolfsangriffes geworden. Bei dem aktuellen Vorfall wurden am Oder-Deich zwischen Stolpe und Criewen drei Tiere getötet und zwei weitere verletzt, wie die betroffene Schäferin Gunda Jung am Dienstag dem rbb sagte.
Jung ist mit ihren rund 250 Pommernschafen auf Wanderschaft. Entlang des Deiches grasen die Tiere und pflegen den Wall. Allerdings seien die Tiere jetzt innerhalb eines Monats zum bereits sechsten Mal von Wölfen attackiert worden, so die Halterin. Insgesamt seien bei den Angriffen mittlerweile elf Schafe getötet und 14 verletzt worden. Dabei war die Herde Jungs Angaben zufolge bis Mitte Oktober als eine der wenigen in der Uckermark verschont geblieben.
Die Schafe seien mit mobilen Netz-Zäunen doppelt umfriedet. "Ich habe doppelt gezäunt, Flatterbänder, an schwierigen Stellen noch Zusatz-Pfähle drin, damit der Zaun auch wirklich überall hoch ist", sagt Jung. "Diese Zäune sind mit 90 Zentimeter die Mindestanforderung an den Wolfsschutz, wie sie vom Land verlangt wird. Habe ich doppelt erfüllt."
Trotzdem habe der Wolf am Montag sowie beispielsweise bei einem Vorfall in der vergangenen Woche problemlos über den Zaun springen können, ohne diesen zu beschädigen. Zwar liegt der Mindeststandard für einen Schadensausgleichs bei Wolfsübergriffen laut Brandenburger Umweltministerium bei 90 Zentimetern. Doch werden zum besseren Schutz von Weidetieren in einer Mitteilung des Landes 120 Zentimeter empfohlen.
Höhere Anlagen seien am Deich auch kaum umzusetzen, argumentiert die Schäferin. "Die 90 Zentimeter Netze, die wir aufbauen, sind in der Realität schon 1,05 Meter hoch - denn die Spitzen muss ich mit dazu zählen. Das heißt, ein 1,20 Meter hohes Netz ist in Realität schon bis zu 1,45 Meter hoch. Das kriege ich aber auf keinen Hänger oder Auto mehr rein."
Zudem würden diese dem Wind auf den Deichen nicht standhalten können. Auch würden die Gegebenheiten etwa mit schrägen Abhängen das Aufstellen der Zäune erschweren.
Den Empfehlungen entsprechend sei die Pflege der Deiche durch Schafe nicht umsetzbar, sagt Schäferin Jung. "Man muss das auch mal praktisch sehen. Ich habe keine Standkoppeln, wo ich einmal eine große Wiese einzäune und es das für das nächste halbe Jahr war. Nein, ich muss jeden Tag bei mehreren Gruppen ab- und wieder aufbauen."
Die Schäferin kritisierte die ihrer Meinung nach unrealistische Vorgaben und bürokratische Regelungen der Politik, wenn es um den Schutz der Schafe und Ausgleichsmaßnahmen für gerissene Tiere gehe. Sie forderte Unterstützung und praktikable Lösungen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 14.11.2023, 07:30 Uhr
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