Städtisches Krankenhaus
Die Geburtsklinik des städtischen Krankenhauses Eisenhüttenstadt bleibt wegen Personalmangels für unbestimmte Zeit geschlossen. Das bestätigte der Geschäftsführer Thomas Lips dem rbb: "Wir haben fünf Jahre lang versucht, Personal und auch Ressourcen aufzufüllen, das ist uns nicht gelungen. In der derzeitigen kompetitiven Situation, glaube ich, wird uns das noch weniger gelingen."
Der Kreißsaal ist bereits seit dem 1. Juli geschlossen, da der langjährige Chefarzt zum 30. Juni gekündigt hatte. Die Schließung sollte ursprünglich nur bis zum Jahresende andauern.
Seit dem Sommer wird dem Krankenhaus vorgeworfen, dass es in der Vergangenheit Kaiserschnitte ohne medizinische Notwendigkeit gegeben habe. Betroffene und Hebammen hatten sich öffentlich dazu geäußert hatten. Klinik und Vorstand versprachen daraufhin Aufklärung.
Am Donnerstagabend wurden die Abgeordneten des Eisenhüttenstädter Stadtparlaments über die aktuellen Entwicklungen informiert. Krankenhaus-Geschäftsführer Lips verwies dabei auf 31 Prüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen. Diese hätten keinen Hinweis darauf ergeben, dass Frauen zum Kaiserschnitt gedrängt worden seien. Außerdem hätten sich bei ihm keine Betroffenen gemeldet.
Einen Bericht der Landesarbeitsgemeinschaft zur Qualitätssicherung in den Krankenhäusern konnte er nicht vorlegen. Auch auf die Ergebnisse einer externen Prüfung durch eine Anwaltskanzlei warte man noch, sagte Lips: "Wir sind gerade dabei, adäquate Stichproben ziehen zu lassen. Und hoffen dann darüber, Aussagen treffen zu können, ob wir weitersuchen müssen oder ob es keinen Anlass gibt zur Sorge."
Die Frage, ob zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen werden könnte, dass es medizinisch nicht notwendige Kaiserschnitte gab, verneinte er.
In Eisenhüttenstadt ist seit einigen Jahren die Kaiserschnitt-Quote deutlich höher als im Landesdurchschnitt. Im vergangenen Jahr lag sie nach Angaben des Landes bei 60 Prozent. Im Landes- und Bundesdurchschnitt waren im gleichen Zeitraum rund 30 Prozent aller Geburten Kaiserschnitte. In diesem Jahr lag die Quote bis zur Schließung des Kreißsaals bei 75 Prozent. Geschäftsführer Lips begründet die Quote mit den damals eingeschränkten Öffnungszeiten des Kreißsaales. In Eisenhüttenstadt wären deshalb überwiegend die Problemfälle geblieben.
Die CDU-Abgeordnete Marina Marquardt, viele Jahre lang Leiterin der Medizinischen Fachschule, glaubt der Erklärung nicht. Geburten, die absehbar problematisch werden könnten, habe es in Eisenhüttenstadt schon lange nicht mehr gegeben: "Ich denke, dass die Risikoschwangerschaften, mit einer voraussehbaren Sectio (Anmerk. der Red.: Kaiserschnitt) ohnehin in einem Spezialkrankenhaus stattfinden. Mir erschließt sich nicht, wenn wir die Sectios behalten, wenn wir auf der anderen Seite sagen, wir haben einen eklatanten Personalmangel." Maquardt verlangt weiter Aufklärung. Auch darüber, warum der Chefarzt der Geburtsstation im Sommer unerwartet gekündigt hat.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 10.11.2023, 19:30 Uhr
Mit Material von Michael Lietz
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