rbb24
  1. rbb|24
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 21.11.2023 | Material: Michel Novak | Quelle: Sabine Tzitschke/rbb

Imagegewinn durch vermeintliche Raubkatze

Kleinmachnow spendet nach "Löwen"-Jagd an Eberswalder Zoo

Der Bürgermeister der Gemeinde Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) hat dem Zoo Eberswalde eine Spende für sein Löwen-Gehege überreicht. Michael Grubert (SPD) übergab der Leiterin des Zoos, Paulina Ostrowska, am Dienstag einen Scheck in Höhe von 500 Euro im Namen der Gemeinde.

Hintergrund sind, wie Grubert erklärte, Ereignisse aus diesem Sommer. Im Juli hatte die vermeintliche Sichtung einer Löwin in Kleinmachnow einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Nach mehrtägiger Suche stellte sich heraus, dass es sich bei dem Tier sehr wahrscheinlich ein Wildschwein gehandelt hat.

Endgültiges Laborergebnis

Löwin von Kleinmachnow war zu 100 Prozent ein Wildschwein

Schon früh äußerten Wildtierexperten die Vermutung: Die angebliche Löwin in den Wäldern südlich von Berlin ist ein Wildschwein. Erste Auswertungen von Haar- und Kotproben erhärteten diesen Verdacht - und jetzt herrscht tatsächlich Gewissheit.

Grubert: Kleinmachnow hat profitiert

Die schlagzeilenträchtige "Löwen"-Jagd habe seine Gemeinde zu einer Spende bewogen, erklärte der Kleinmachnower Bürgermeister Michael Grubert (SPD) dem rbb. Aus Marketing-Sicht habe Kleinmachnow profitiert, da die Ereignisse für viele Menschen positiv besetzt seien. "Es gibt viele Sachen, die einen Ort sympathisch machen, die für Bürger auch interessant sind, wenn sie hinziehen, wie Kindergärten, Schulen und so weiter. Es ist aber auch nett, wenn der Ort positiv rüberkommt." Es sei auch "ein Faktor, wenn wir über uns selber lachen können". Er meine aber auch, dass bei der "Löwen"-Jagd alles richtig gemacht worden sei.

Spende als Geste für die Löwen-Jagd

Die jetzt getätigte Spende solle einem guten Zweck dienen, sagte Grubert. Wegen der ungewöhnlichen Anlage für die Großkatzen sei die Gemeinde auf den Zoo Eberswalde aufmerksam geworden. "Im Nachgang haben wir dann noch festgestellt, dass Eberswalde zwei Wildschweine im Wappen hat", so Grubert. "Und Wildschweine sind in Kleinmachnow im Moment ein Problem. Deshalb finden wir das ganz besonders humorvoll, das Löwen-Gehege zu unterstützen und gleichzeitig eine Verbindung zu Eber-swalde haben."

Ursprünglich sei sogar eine längerfristige Zusammenarbeit geplant gewesen. "Ich habe zusätzlich noch eine Patenschaft über fünf Jahre machen wollen, die aber zurückgezogen", erklärte Grubert. Denn während der Planungen für eine Patenschaft habe es eine Anfrage aus der Gemeinde bei der Kommunalaufsicht gegeben; von dort habe es dann geheißen, dass es keinen lokalen Bezug für eine Übereinkunft mit einem Zoo in Eberswalde gebe. "Die Kommunalaufsicht rät davon ab, weil der Gemeindehaushalt nur für Geld aus der Region Kleinmachnow, Teltow und Stansdorf ausgegeben werden darf", erklärte Grubert.

Zoo-Leiterin Ostrowska zeigte sich erfreut über die Initiative. Allein das Futter für die Löwen gehe ins Geld, sagte sie. "Die Löwen sind die Publikumslieblinge, aber die Haltung der Tiere ist sehr kompliziert."

Rekonstruktion der Geschichte

Die Löwin von Kleinmachnow - oder wie eine Wildsau durchs Dorf getrieben wurde

Etwa 30 Stunden lang wurde in Kleinmachnow nach einer Löwin gesucht, hunderte Polizisten waren im Einsatz, weltweit wurde berichtet. Am Ende soll das Raubtier ein Wildschwein gewesen sein. John Hennig rekonstruiert die Suche nach einem Phantom.

Berlin und Brandenburg auf Löwen-Jagd

Ein Handyvideo, auf dem scheinbar eine Löwin zu sehen war, hatte im Juli in Kleinmachnow eine mehr als 30 Stunden lange Suchaktion ausgelöst. Polizisten, Jäger und Tierärzte waren an der Suche nach dem Tier beteiligt. Mehrere Hundertschaften, Drohnen und Hubschrauber waren im Einsatz; Kita- und Hortausflüge weit bis in den Süden Berlins hinein wurden abgesagt. Die Aktion hatte im In- und Ausland für Schlagzeilen gesorgt und auch reichlich Spott ausgelöst. Sogar die "New York Times" berichtete fortlaufend über die vermeintliche Löwin. Analysen von Bildmaterial sowie eingereichten Kot- und Haarproben bestätigten am Ende, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Wildschwein gehandelt hat.

Tatsächlich hat Kleinmachnow eher ein Problem mit Wildschweinen. Diese graben Gärten und Parks um. Inzwischen hat sich eine Einwohnerinitiative bei der Gemeinde beschwert, es gebe eine Wildschwein-Plage und die Gemeinde tue zu wenig dagegen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.11.2023, 08:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen