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Audio: Antenne Brandenburg | 16.11.2023 | Fred Pilarski | Quelle: rbb

Bad Saarow (Oder-Spree)

Wie eine Überdruckkammer mit 2,5 Bar Post-Covid-Patienten helfen soll

Im Kampf gegen die Symptome von Long Covid setzen ein Mediziner und ein Taucher auf eine Therapie mit Druck und Sauerstoff. Sitzungen in einer Überdruckkammer sollen die Gefäße anregen und reaktivieren. Von Fred Pilarski

Atemnot, Husten, Erschöpfung - und das über Monate - sind typische Anzeichen einer Post- oder Long-Covid-Erkrankung. Oftmals können die Erschöpfungszustände vieler Betroffener nur schwer diagnostiziert werden. Therapieansätze sind rar. In Bad Saarow (Oder-Spree) hat sich nun ein Mediziner mit einem Taucher zusammengetan, um einen neuen Ansatz anzubieten.

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Regelmäßige Sitzungen in der Überdruckkammer

Die Überdruckkammer auf dem Gelände des Bad Saarower Tauchunternehmens Leunert ist ein Container, der von innen aussieht wie die Kabine eines kleineren Flugzeugs. Zwei Reihen mit sechs Sesseln, darüber hängen Sauerstoffmasken.

Simone Miethe ist IT-Fachfrau in einer Verwaltung. Sie ist zum 40. Mal hier. In der Hoffnung, ihre Long-Covid-Erkrankung in den Griff zu bekommen. Wie es ihr damit geht? "Kontinuierlich besser. Ich bin dankbar, dass ich das hier kennenlernen durfte."

Simone Miethe vor der Überdruckkammer | Quelle: rbb

Karsten Leunert schließt die Tür von außen. Der Chef eines Bad Saarower Tauchunternehmens fährt den Druck auf 2,5 Bar hoch und simuliert damit einen Tauchgang. Der Druck entspricht in etwa dem in einem Autoreifen. "Dann wird das da drin noch ein bisschen wärmer: über 30 Grad", sagt Leunert.

An seinem Schaltpult hält er den Kontakt mit den Patienten über Sprechfunk und Monitore. "Alles okay bei euch?" Lachend wird ihm geantwortet. "Solange die da drin Witze machen und sich unterhalten, ist alles easy. Durch die Bewegung des Sprechens kriegen die auch einen schönen Druckausgleich, die meisten jedenfalls."

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Gemeint ist der unangenehme Druck auf den Ohren, der damit verhindert wird. In einer simulierten Tiefe von 25 Metern atmen die Patienten in Zehn-Minuten-Intervallen reinen Sauerstoff. Dass Simone Miethe inzwischen die Kraft hat, dabei gemütlich ein Buch zu lesen, sieht sie als einen Erfolg an. "Sie hätten mich am Anfang sehen sollen. Da wäre an Lesen nicht zu denken gewesen".

Mit Druck und Sauerstoff Zellen reaktivieren

Auch Olaf Schedler überwacht den simulierten Tauchgang von außen. Er ist Arzt am Helios-Klinikum Bad Saarow. Der Professor und Spezialist für Überdruck und Tauchmedizin hat sich mit dem örtlichen Tauchunternehmer zusammengetan, um seinen Patienten die hyperbare Sauerstoff-Therapie (so der medizinische Fachbegriff) anbieten zu können. Sie wird für verschiedene Krankheiten als Therapie genutzt.

Relativ neu ist die Behandlung von Post-Covid-Patienten. Der Druck und die Sauerstoffzufuhr, erklärt Schedler, sorgten für eine bessere Diffusion, eine bessere Durchgängigkeit der Zellmembranen. Damit solle es gelingen, das Kapillarsystem wieder zu reaktivieren.

Durch die Covid-Infektionen seien viele Kapillaren durch winzige Thromben, kleine Blutgerinnsel, verstopft - offenbar eine Ursache für die damit verbundenen Erschöpfungszustände. Mit der Therapie soll das Gefäßsystem angeregt werden, neue Kapillaren zu bilden. Ungefähr vergleichbar mit einem flachen Fluss, der sich um Hindernisse herum teilt und ein Delta bildet.

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Patienten müssen selber zahlen

Bislang wird die Therapie zur Behandlung von Long Covid allerdings nicht von den Kassen angeboten. Im Katalog der individuellen Gesundheitsleistungen wird ihr Erfolg als "unklar" eingestuft. Die Patienten müssen selbst dafür aufkommen. Das kostet 180 Euro pro Sitzung.

Mehr als 7.000 Euro hat Simone Miethe bislang insgesamt investiert. "Das wusste ich am Anfang nicht", sagt sie. "Und trotzdem hätte ich es gemacht, auch wenn ich es gewusst hätte, weil man verzweifelt ist. Man will aus dieser Situation raus. Man will am Leben aktiv teilhaben."

Nach zwei Stunden ist der simulierte Tauchgang in der Überdruckkammer beendet. Die langanhaltende Erschöpfung, wenn der Körper dem Willen nicht gehorcht, scheint bei Simone Miethe nun auf dem Rückzug zu sein, wie sie sagt. "Dass ich jetzt so vor Ihnen stehe und mich mit Ihnen unterhalten kann - ich bin davon überzeugt, dass das die hyperbare Sauerstoff-Therapie in dieser Zeit vorangetrieben hat."

Ob diese Erfolgsgeschichte einen Trend markiert, ist schwer zu sagen. Bislang gibt es in Bad Saarow erst wenige, die so viel Zeit in der Druckkammer verbracht haben.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 16.11.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Fred Pilarski

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